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Viel Lärm um wenig

Begonnen von Steven, 25. Juli 2022, 10:28:55

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Steven

Russland räumt Angriff auf Militärobjekte im Hafen von Odessa ein. Weizenexport nicht betroffen, Kiew sieht Abkommen torpediert und will Waffen

Mit eintägiger Verzögerung hat Russland den Raketenangriff vom Sonnabend auf Ziele im Hafengebiet von Odessa eingeräumt. In einer Stellungnahme des Moskauer Verteidigungsministeriums vom Sonntag vormittag hieß es, getroffen worden seien eine Marinewerft sowie ein Lagerhaus mit Antischiffsraketen des US-Modells »Harpoon«. Dabei seien ein ziviles und ein militärisches Schiff versenkt und die Werft für längere Zeit lahmgelegt worden.

Auch die ukrainische Seite bestätigte, dass Verladeeinrichtungen für Getreide nicht getroffen wurden. Die für die Seehäfen zuständige Behörde teilte mit, die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme der Häfen in Odessa, Tschornomorsk und Juschne seien im Gange, die Vorbereitung der Getreidetransporte habe begonnen. Gleichwohl nannte Wolodimir Selenskij den Angriff ein »Dementi der russischen Unterschrift« unter die am Freitag unterzeichnete dreiseitige Vereinbarung, die die Ausfuhr ukrainischen Getreides aus den Silos im Hafen von Odessa ermöglichen soll. Selenskij sagte in seiner routinemäßigen Videobotschaft am Sonnabend, wer jetzt noch Illusionen darüber habe, mit Russland verhandeln zu können, sei eines Besseren belehrt. Die Ukraine brauche mehr und schwerere Waffen.

Aus den USA wurde am Wochenende klargestellt, dass der sehnlichste Wunsch der ukrainischen Führung zumindest einstweilen nicht erfüllt wird: Raketen größerer Reichweite für die Mehrfachraketenwerfer des Typs »Himars«. Sicherheitsberater Jacob Sullivan erklärte in Washington, dies habe Präsident Joseph Biden entschieden. Es gehe darum, nicht den Vorwand für die Entfesselung des dritten Weltkriegs zu liefern. Das ukrainische Militär macht sich Hoffnungen, mit Hilfe der Raketen größerer Reichweite (300 Kilometer) aus den »Himars«-Systemen Ziele auf der Krim und tiefer in Russland angreifen zu können. Einstweilen beschädigte das ukrainische Militär eine weitere Brücke am östlichen Stadtrand von Cherson, über die die dort stationierten russischen Einheiten versorgt werden könnten.

Vertreter der ukrainischen Landwirtschaftskammer äußerten ebenso wie ein auf Landwirtschaftsfragen spezialisierter Selenskij-Berater Zweifel daran, dass das am Freitag erzielte Abkommen über sichere Exportkorridore zu Wasser viel bringen werde. Das liege erstens daran, dass die Vereinbarung nur drei von sechs potentiellen Exporthäfen betreffe, zweitens viele Elevatoren an der Küste durch Beschuss zerstört seien und drittens insgesamt 50 Millionen Tonnen Getreide aus der Ernte 2021 und der angelaufenen dieses Jahres auf den Export warteten. Sie verwiesen auch darauf, dass die Durchfahrtskapazität des Bosporus sowohl bei der Menge der Schiffe als auch bei ihrer Größe beschränkt ist. So darf insbesondere zu Nachtzeiten nur ein einziges Schiff pro Richtung die Meerenge passieren, und der Bosporus ist mit 50.000 Schiffsbewegungen pro Jahr schon jetzt eine der am dichtesten befahrenen Wasserstraßen der Welt.

Die türkische Zeitung Sabah schrieb, die Türkei habe sich ein Vorkaufsrecht auf das �ukrainische Getreide gesichert, so dass die �Ukraine nicht den vollen Weltmarktpreis dafür erzielen werde. Das ukrainische Portal strana.news zitierte einen in Kiew tätigen westlichen Agrarexperten mit der Erwartung, die auf vier Monate begrenzte Geltungsdauer der Einigung werde gerade dafür reichen, dass westliche Agrarmultis ihre bereits vor Kriegsbeginn im Rahmen spekulativer »Futures«-Kontrakte bestellten und bezahlten Getreidemengen außer Landes bringen könnten.

Quelle: junge Welt
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Steven Rohrmooser
      Redaktion


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