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Sinnbild der Zerstörung

Begonnen von Armin, 28. Juli 2022, 10:07:35

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Armin

Studie zum Zugunglück von Burgrain sieht Ursachen in verwahrloster Infrastruktur und planerischem Versagen. Straßenprojekt vermutlich Wurzel der Katastrophe

Bei dem Zugunglück von Burgrain am 14. Juni starben fünf Menschen, 16 wurden schwer verletzt

Knapp zwei Monate nach dem Zugunglück von Burgrain bei Garmisch-Patenkirchen, bei dem fünf Menschen starben und 16 schwer verletzt wurden, ist dessen Ursache noch immer ungeklärt. Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung könnte eine am Dienstag veröffentlichte Studie liefern, deren Autoren das Geschehen unter anderem einem »grob fahrlässigen Außerachtlassen simpelster Schutzvorrichtungen geschuldet« sehen. Die mitwirkenden Gewerkschafter und Verkehrsexperten werfen der Deutschen Bahn (DB) eine Reihe schwerwiegender Verfehlungen vor, angefangen damit, den Unfall als ein tragisches Einzelereignis darstellen zu wollen. Statt dessen müsste die Suche nach den Gründen bei der »Vernachlässigung der Infrastruktur« und »planerischem Versagen« ansetzen.

Offiziell befasst mit der Ursachenforschung ist die Münchner Staatsanwaltschaft unter Beteiligung der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung sowie des Eisenbahnbundesamts (EBA). Die kurz nach dem Vorfall eingeleiteten Ermittlungen gegen drei DB-Mitarbeiter – den Lokführer, den Fahrdienstleister und einen Anlagenverantwortlichen – haben bisher keine Hinweise auf ein menschliches Verschulden ergeben. Gleichwohl deckt sich das Vorgehen mit Versuchen bei früheren Unglücksfällen, »Sündenböcke« zu präsentieren, um so von Fehlern im System und den Verantwortlichkeiten der obersten Hierarchien abzulenken. Diese zu belegen, wird im konkreten Fall noch dadurch erschwert, dass der mutmaßlich mängelbehaftete Schienenstrang an der Unfallstelle inzwischen in Teilen komplett abgebaut wurde. Für Bahnfachmann Winfried Wolf wirft das die Frage auf: »Könnte das nicht den Tatbestand ›Beseitigung von Beweismitteln‹ erfüllen?«

Wolf stellte die besagte Analyse an der Seite von Michael Jung von »Prellbock Altona« und Uwe Böhm, dem bayerischen Bezirksvorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL, am Dienstag in München vor. Die laufenden Untersuchungen konzentrieren sich bisher auf mögliche Beschädigungen des Oberbaus des Streckenabschnitts, also an Schienen und Schwellen. Nach den Studienbefunden könnten die Schwachstellen auf ein schon über 20 Jahre altes Straßenbauprojekt zurückzuführen sein. Damals wurden bei Garmisch-Partenkirchen zwei Bundesstraßen miteinander verknüpft, wofür man das Bett des Katzenbachs in einen schmalen Graben zwischen Bahndamm und einer neu errichteten Straßenböschung »regelrecht hineingequetscht« habe. Letztere sei für die herabstürzenden Doppelstockwagen zur »unüberwindbaren« und »todbringenden Barriere« geworden.

Die Studienautoren vermuten, der umgebettete Wildbach habe bei Hochwasser Schotter aus dem Bahndamm herausgespült und ihn über all die Jahre instabil gemacht. Außerdem sei durch den Eingriff »der dringend notwendige zweigleisige Ausbau dieser Bahnstrecke für alle Zeiten blockiert worden«. Für Wolf beweist das einmal mehr den »unauflöslichen Widerspruch« zwischen dem Ausbau des Straßenverkehrs und der Schieneninfrastruktur. »Beides zusammen geht nicht«, was sich in Deutschland mit dem anhaltenden »Abbau der Schiene« manifestiere. Dabei bleibt auch der Faktor Sicherheit auf der Strecke. Wäre seinerzeit bei den Umbauarbeiten eine sogenannte Fangschiene errichtet worden, hätte es gemäß Expertise »kaum Tote und Schwerverletzte« gegeben.

Tatsächlich plante die DB für den Abschnitt Sanierungsarbeiten, die Ende Juni hätten beginnen sollen. In der Vergangenheit gab es wiederholt Berichte von Bahn-Beschäftigten über den kritischen Zustand der Strecke. Warum, fragen die DB-Kritiker, wurde bis zum Start der Reparaturen nicht wenigstens eine »Langsamfahrstelle« auf dem schadhaften Schienenweg errichtet? Fragen würden auch Luftbilder aufwerfen, die 28 hellere Betonschwellen zeigen, »was auf Auswechselungen in neuerer Zeit schließen lasse. »Waren diese Betonschwellen gebrochen«, und was sei in diesem Fall als Ursache diagnostiziert worden? Zuletzt zitierte das ARD-Magazin »Report Mainz« aus einem Whats-App-Chat von Lokführern kurz nach dem Unglück. Einer hatte geäußert: »Ab Tutzing ist alles im Arsch.« Ernüchtert konstatieren auch die Studienautoren: »Burgrain ist zum Sinnbild für die Zerstörung von Eisenbahnstruktur geworden.«

Quelle: junge Welt
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   Armin Scheider
      > Journalist

Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen,
damit gewisse Leute nicht die Freiheit haben, alles zu tun.


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