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🔷 Freistaat Bayern: Münchner Räterepublik

Begonnen von Michi, 18. Juli 2024, 13:53:34

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Michi

🔷 Freistaat Bayern: Münchner Räterepublik


Telegramm des revolutionären Zentralrates Bayern an das Bezirksamt Fürth, gezeichnet von Ernst Niekisch: ,,Die Ausrufung der Räterepublik erfolgt am 7. April mittags 12 Uhr ...". Der Arbeiter- und Soldatenrat Fürth sowie der seit 1914 amtierende Bürgermeister bestätigten die Anordnungen.

Die Münchner Räterepublik, auch Bayerische Räterepublik genannt, wurde am 7. April 1919 ausgerufen. Sie stellte den etwa vier Wochen währenden Versuch dar, im fünf Monate zuvor gegründeten Freistaat Bayern eine sozialistische Räterepublik zu etablieren.

Die Ausrufung des bayerischen Freistaats war im Zuge der Novemberrevolution erfolgt, die ab Anfang November 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs einhergegangen war und das ganze Deutsche Reich erfasst hatte. Nach dem bayerischen König Ludwig III. waren Ende 1918 auch alle weiteren Monarchen und herrschenden Fürsten der deutschen Teilstaaten, einschließlich des deutschen Kaisers Wilhelm II., geflohen oder gestürzt worden. Nahezu überall in Deutschland, so auch in Bayern, hatten sich revolutionäre Arbeiter- und Soldatenräte gebildet. In der Folge dieser Revolution kam es zu Auseinandersetzungen, in denen eine Koalition aus Vertretern eines parlamentarischen politischen Systems, antidemokratisch gesinnten Freikorps und nationalkonservativ geprägten Reichswehrtruppen den Widerstand der sozialistisch orientierten Räterepublik (der sog. ,,Roten Armee") blutig niedergeschlagen und die aus der Novemberrevolution hervorgegangenen Rätestrukturen zerschlagen worden waren. Reichsweit wurden nach der militärischen Niederschlagung der Rätebewegung durch die Freikorps in Rheinland-Westfalen, Bremen, Mitteldeutschland und Berlin und zuletzt in Bayern Ende Juli mit Verabschiedung der Weimarer Verfassung parlamentarische Staatsstrukturen als Grundlage der etwa 13 Jahre dauernden Weimarer Republik in Deutschland geschaffen.

Der als Ergebnis der Revolution aus dem vormaligen Königreich Bayern am 8. November 1918 von Kurt Eisner (USPD) ausgerufene ,,Freistaat" geriet nach dem am 21. Februar 1919 ausgeführten tödlichen Mordanschlag auf Eisner, dem ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik, in eine Krise, die zur Spaltung der vorher schon relativ heterogenen und instabilen revolutionären Bewegung in Bayern führte. Im Zuge dieser von einem politischen Machtvakuum geprägten Krise sprachen sich die einander gegenüberstehenden Interessengruppen gegenseitig die Legitimation für eine neue Regierungsbildung ab. Dennoch wählte der Landtag eine SPD-geführte Minderheitsregierung unter der Ministerpräsidentschaft von Johannes Hoffmann (MSPD); die Regierung Hoffmann amtierte ab dem 17. März 1919.

Am 7. April 1919 wurde vom Zentralrat der bayerischen Republik unter Ernst Niekisch und dem Revolutionären Arbeiterrat in München die bayerische Räterepublik ausgerufen. Hoffmann geriet in München in die Defensive, wurde für abgesetzt erklärt und wich mit seinem Kabinett nach Bamberg aus. In ihrer Führung war die Räterepublik zunächst von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen wie Ernst Toller, Erich Mühsam und Gustav Landauer geprägt. Nach dem von Rotgardisten unter dem Kommando Rudolf Egelhofers vereitelten – gegen die Räterepublik gerichteten – sogenannten Palmsonntagsputsch dominierten ab 13./14. April führende KPD-Mitglieder wie Eugen Leviné, Max Levien und Egelhofer selbst (als Münchner Stadtkommandant) die Räteregierung. Die Münchner Räterepublik hatte sich von Anfang an paramilitärischer Angriffe der von Bamberg aus mobilisierten Freikorpsverbände zu erwehren, die wenig später von regulären, durch die Reichsregierung in Marsch gesetzten Armee-Einheiten verstärkt wurden. Bis zum 2. Mai 1919 unterlag die Räterepublik schließlich deren militärischer Übermacht. Rund 2000 vermeintliche oder tatsächliche Anhänger der Räterepublik wurden in den nachfolgenden Wochen mit Haftstrafen sanktioniert, von Standgerichten zum Tode verurteilt oder unmittelbar ermordet.

Bayern entwickelte sich nach der blutigen Niederschlagung der Räterepublik zur konservativ-nationalistischen ,,Ordnungszelle" im Deutschland der Weimarer Republik, in der die ,,Brutstätten" des Nationalsozialismus entstanden.

Am Ende des Ersten Weltkriegs kam es angesichts der sich spätestens ab Ende September 1918 abzeichnenden Kriegsniederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns sowie der aus der Unterversorgung resultierenden Not zur Novemberrevolution im Deutschen Reich. Die Revolution breitete sich innerhalb weniger Tage ausgehend vom Matrosenaufstand in Wilhelmshaven und Kiel im gesamten Reich aus und erfasste auch das Königreich Bayern und dessen Hauptstadt München – noch vor der Reichshauptstadt Berlin.

Als erster deutscher Monarch war am 7. November 1918 der bayerische König Ludwig III. geflohen. Damit ging die seit 1180 dauernde Herrschaft der Wittelsbacher zu Ende. Kurt Eisner von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) rief den ,,Freien Volksstaat Bayern" aus und wurde vom Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik gewählt.

Sofort begann eine massive Propaganda von Adel, bürgerlicher Presse, Kirchen und Militärs gegen die neue Regierung ,,von Jehovas Zorn", die mit Acht-Stunden Tag, allgemeinem und Frauenwahlrecht eine neue vorläufige Verfassung brachte. Aber auch die Anerkennung der deutschen Kriegsschuld empörte die monarchistischen Kreise. Am 12. Januar 1919 fand nach einem neuen allgemeinen Wahlrecht die Wahl zu einem verfassunggebenden Landtag statt, bei der die USPD eine schwere Niederlage hinnehmen musste.

Nachdem Eisner am 21. Februar 1919, kurz vor seiner geplanten Rücktrittserklärung, von dem Attentäter Anton Graf von Arco auf Valley ermordet worden war, wurde die Landtagssitzung nach Tumulten, die zwei weitere Todesopfer zur Folge hatten, vertagt. Als provisorische Regierung konstituierte sich ein ,,Zentralrat der bayerischen Republik" unter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). In der Folgezeit spitzten sich die Machtkämpfe zwischen Anhängern des Rätesystems und des pluralistischen Parlamentarismus zu.

Am 17. März wurde Johannes Hoffmann (SPD) als Vertreter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie vom Landtag zum Ministerpräsidenten Bayerns gewählt. Gegen dessen Regierung kam es am 7. April zur Bildung des Zentralrat der Räterepublik, die sich in zwei Phasen aufteilen lässt: Die erste war in ihrer Führung dominiert von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen, die zweite von Anhängern und Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Ab Mitte April griffen vom inzwischen nach Bamberg ausgewichenen Kabinett Hoffmann zu Hilfe gerufene Freikorpseinheiten, vereinzelt auch als Weiße Truppen bezeichnet, die Verteidiger der Räterepublik an und eroberten zusammen mit aus Berlin entsandten Reichswehrverbänden München bis zum 2. Mai 1919 zurück. Im Laufe der Kämpfe kam es zu Grausamkeiten, bei denen hunderte Menschen starben, in der Mehrzahl als Opfer der Freikorps.

Die Errichtung der Räterepublik sowie verschiedene Entwicklungen im Revolutionsverlauf, zum Beispiel das Vorgehen der SPD-Spitze mit ihrem Rückgriff auf reaktionäre und republikfeindliche militärische und paramilitärische Verbände zur Niederschlagung der Räterepublik, begünstigten nationalistische Kräfte in Bayern. In den 1920er Jahren wurde Bayern zur ,,Ordnungszelle" des Deutschen Reiches. Hier begann auch die politische Karriere des späteren Diktators Adolf Hitler, der 1923 in München mit einigen Anhängern den erfolglosen ,,Hitlerputsch" durchführte.

Informationen || Video || Zeitungen || Landkarte:
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"Michi" Ilija Gosha Smirnow



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