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ÜBUNG »PITCH BLACK« Kriegsspiele im Pazifik

Begonnen von Bastian, 19. August 2022, 07:31:27

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Bastian

Bundeswehr verlegt Teilstreitkraft für Manöver nach Australien. Japan wird Schwerpunktpartner der BRD



Bald auch in Australien zu sehen: Ein »Eurofighter« am Fliegerhorst Neuburg am 15. August 2022


ZitatHintergrund: Stützpunkt Darwin
Die Region um Australiens nördlichste Großstadt Darwin, Schauplatz sowohl des Manövers »Pitch Black« als auch der »Exercise Kakadu«, hat strategisch eine herausragende Bedeutung: Sie grenzt unmittelbar an Südostasien und ist derjenige Teil des fünften Kontinents, der China am nächsten liegt. Letzteres ist der Grund dafür, dass der damalige US-Präsident Barack Obama im November 2011 auf der australischen Luftwaffenbasis Darwin ankündigte, US-Marines würden künftig auf rotierender Basis regelmäßig in die Stadt entsandt, um dort gemeinsame Manöver mit den australischen Streitkräften durchzuführen. Bereits 2012 begann dies mit 200 US-Militärs. Mittlerweile sind bis zu 2.500 US-Marines in Darwin präsent. Dort trainieren sie nicht nur mit australischen Soldaten, sondern zeitweise auch mit Truppen aus Japan und aus den Philippinen.

Seit geraumer Zeit, verstärkt seit dem Abschluss des AUKUS-Pakts zwischen den USA, Großbritannien und Australien im September 2021, ist ein weiterer Ausbau der US-Präsenz in Darwin im Gespräch. Dabei geht es um den Aufbau einer gemeinsamen Trainingsbrigade, aber auch um die Stationierung von US-Kampfflugzeugen und -Kriegsschiffen. Dem steht bisher noch zweierlei im Weg. Zum einen sind sich australische Strategen im Klaren darüber, dass Darwin im Kriegsfalle sofort zum Ziel der als äußerst schlagkräftig eingeschätzten chinesischen Raketentruppe werden würde – schließlich seien die US-Streitkräfte am Pazifik an einer relativ kleinen Zahl von Truppenstandorten konzentriert, räumte Michael Shoebridge vom Australian Strategic Policy Institute (ASPI) im Herbst vergangenen Jahres ein.

Hinzu kommt: Der Hafen in Darwin ist im Jahr 2015 auf 99 Jahre verpachtet worden – und zwar ausgerechnet an die Landbridge Group, ein chinesisches Unternehmen. Das freilich passt den US-Militärs überhaupt nicht in den Kram. Canberra hat mittlerweile Überlegungen angestellt, Landbridge vor die Tür zu setzen; realisiert hat es die Pläne allerdings noch nicht.
Es begann mit einer Panne. Kaum hatten die sechs »Eurofighter« vom Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau am Montag ihre erste Etappe auf dem Weg nach Singapur zurückgelegt, kaum waren sie auf der Luftwaffenbasis Al-Dhafra im Süden Abu Dhabis, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, zwischengelandet, da ergab ein Routinetechnikcheck den unbarmherzigen Befund: Bei einem der Kampfjets, und zwar ausgerechnet bei dem, der aus Anlass der Manöverreise mit einem besonderen Design verziert worden war, war die Hydraulik kaputt. Es half nichts: Während die anderen fünf Eurofighter den Flug fortsetzten, musste der stolze »Air Ambassador« der Luftwaffe in der emiratischen Wüste auf Techniker und Ersatzteile aus Deutschland warten. Ob er noch rechtzeitig zum Beginn der Kriegsübung »Pitch Black« in Australien eintreffen würde, war ungewiss.

Die fast zwei Monate dauernde Manöverreise, zu der die sechs »Eurofighter« am Montag mit drei Tankflugzeugen »A330 MRTT« vom Multinationalen Lufttransportverbund aus dem niederländischen Eindhoven sowie vier Transportflugzeugen »A400M« vom Lufttransportgeschwader 62 aus Wunstorf aufgebrochen sind, ist in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. Zum einen ist sie, wie Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, vorab mitteilte, die »mit Abstand größte Verlegung« der Teilstreitkraft seit ihrer Gründung im Jahr 1956. Zum zweiten soll sie zeigen, dass deutsche Kampfjets innerhalb von nur einem Tag in die Asien-Pazifik-Region verlegt werden können – die »Eurofighter« trafen binnen weniger als 24 Stunden in Singapur ein, ihrer letzten Etappe auf dem langen Weg nach Nordaustralien. Und drittens nimmt die Luftwaffe erstmals an »Pitch Black« teil, der größten Kriegsübung der australischen Luftwaffe, die an diesem Freitag offiziell beginnt.

Die Übung »Pitch Black« (»Pechschwarz«) leitet ihren Namen daraus ab, dass sie auch nachts abgehalten wird – und da ist es am Manöverschauplatz im verlassenen Norden Australiens so dunkel wie kaum anderswo. Sie wird seit den 1990er Jahren mit internationaler Beteiligung durchgeführt. Dieses Jahr nehmen rund 2.500 Soldaten aus 17 Staaten mit etwa 100 Flugzeugen teil – darunter 250 deutsche Einsatzkräfte. Vertreten sind sechs zentrale NATO-Mächte – die USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande – sowie die vier NATO-Verbündeten aus der Asien-Pazifik-Region (Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea), daneben die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien und fünf Staaten Südostasiens. Trainiert werden laut Angaben der Bundeswehr nicht zuletzt Luftangriffe »in größeren Formationen«, wobei die deutschen »Eurofighter« für Luftkämpfe wie auch für Angriffe auf Bodenziele eingesetzt werden. Laut einem NATO-Vorabbericht geht es bei dem Manöver unter anderem darum, das Eindringen in feindlich kontrollierte Lufträume zu trainieren.

Gleich nach dem Ende von »Pitch Black« am 8. September steht für deutschen Militärs ein zweites Großmanöver auf dem Programm: die »Exercise Kakadu« vom 12. bis 25. September – ein Marinemanöver, das vor der Küste Nordaustraliens stattfindet. Dabei sollen mehr als 3.000 Soldaten mit 19 Schiffen und 34 Flugzeugen aus 25 Staaten Operationen unterschiedlichster Art proben – bis hin zu Kampfhandlungen am oberen Ende des Eskalationsspektrums. Aufgabe der Luftwaffe soll es dabei sein, verbündete Kriegsschiffe aus der Luft zu schützen. Der Bündnisbildung dient es, dass Ende September drei »Eurofighter«, ein Tank- und ein Transportflugzeug für einige Tage nach Japan, ein zweites Transportflugzeug nach Südkorea verlegt werden, während drei weitere »Eurofighter« Übungen mit den Luftstreitkräften Singapurs durchführen. Anfang Oktober steht der Rückflug nach Deutschland bevor.

Mit der Manöverreise der Luftwaffe beginnt die Bundeswehr ihre Präsenz in Asien und der Pazifikregion zu verstetigen. Von August 2021 bis Februar 2022 war die Fregatte »Bayern« zu Kriegsübungen mit verbündeten Streitkräften – nicht zuletzt mit denjenigen Australiens und Japans – im Indischen und im Pazifischen Ozean unterwegs. Nächstes Jahr wird die Marine, geht alles nach Plan, sogar zwei Kriegsschiffe auf Asien-Pazifik-Fahrt entsenden. Durchquerte die Fregatte das Südchinesische Meer, so hat sich Exmarineinspekteur Kay-Achim Schönbach Ende 2021 dafür ausgesprochen, beim nächsten Mal auch die Taiwanstraße zu passieren. Schon seit 2016 nehmen deutsche Soldaten zudem an »Rimpac« teil, einem alle zwei Jahre stattfindenden US-Großmanöver, das gewöhnlich vor der US-Ostküste sowie vor Hawaii stattfindet – daher der Name, der aus Rim of the Pacific (Randgebiete des Pazifik) abgekürzt ist. An »Rimpac 2022« nahmen vom 29. Juni bis zum 4. August rund 25.000 Soldaten aus 26 Staaten mit 38 Kriegsschiffen und 170 Flugzeugen, darunter Drohnen, teil.

Zum Schwerpunktpartner der Bundeswehr entwickelt sich zunehmend der alte Verbündete des Deutschen Reichs, Japan. Als Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) im Juli nach Tokio reiste, besuchte sie neben der Marinebasis der in Ostasien operierenden 7. Flotte der U.S. Navy in Yokosuka auch einen japanischen Flottenstützpunkt. Eine Delegation der Fregatte »Bayern« hatte im November in Yokohama bei Tokio einen Kranz zur Erinnerung an 71 Wehrmachtssoldaten niedergelegt, die dort am 30. November 1942 bei einer Explosion zu Tode gekommen waren. Die japanische Luftwaffe nimmt an der Seite deutscher Militärs erstmals in vollem Umfang an »Pitch Black« teil. Und auch bei »Rimpac« übten Soldaten der beiden Länder zusammen: Spezialkräfte aus Deutschland, Japan und den USA probten gemeinsame Operationen auf Hawaii.

Quelle: junge Welt
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Bastian Gruber
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