Welcome to Sputnik Magazin. Please login or sign up.

20. April 2025, 19:57:46

Login with username, password and session length

Top Posters

Jake
3591 Beiträge

Bastian
2986 Beiträge

Urs
2063 Beiträge

Martin
1109 Beiträge

Sebastian
990 Beiträge

Michi
762 Beiträge

Ludwig
757 Beiträge

Armin
683 Beiträge

Recent

Mitglieder
Stats
  • Beiträge insgesamt: 25.656
  • Themen insgesamt: 19.012
  • Online today: 171
  • Online ever: 426 (18. Februar 2025, 06:09:24)
Benutzer online
  • Users: 0
  • Guests: 158
  • Total: 158
158 Gäste, 0 Benutzer

💡 EINWANDERUNG FRANKREICH Die »Guten« ins Töpfchen …

Begonnen von Bastian, 04. November 2022, 07:55:32

« vorheriges - nächstes »

Bastian

💡 EINWANDERUNG FRANKREICH
Die »Guten« ins Töpfchen ...

Frankreichs Präsident plant Immigrationsgesetz: Unterscheidung zwischen »bösen« und willkommenen Asylsuchenden – Ausbeutung inklusive


Stacheldraht oder neue Gesetze: Immer geht es gegen Menschen, die Schutz am dringendsten benötigen (Calais, 19.2.2019)

ZitatHintergrund: Automatisch - kriminalisiert
Eine der infamsten Regelungen, die Emmanuel Macrons Gesetzentwurf zur Immigration vorsieht, ist die geplante Klassifizierung aller abgewiesenen Asylsuchenden als »gesuchte Personen«. Das sogenannte Fichier des personnes recherchées (FPR) ist ein Informationssystem der Polizei im Land, das Auskunft gibt über Menschen, die irgendwann mit der Polizei oder der Justiz in Konflikt gerieten: nach denen gefahndet wird, die im Gefängnis sitzen oder saßen, die in irgendeiner Weise verdächtigt werden, mutmaßlich schädigend für die Gesellschaft zu sein. Kurz: Tausende, die in Frankreich um Asyl nachgesucht haben, würden – träte Macrons Gesetz im nächsten Jahr tatsächlich in Kraft – automatisch kriminalisiert.

Die Regierung argumentiert, am Mittwoch in Person des rechten Polizeiministers Gérald Darmanin, dass sie nur auf diese Weise kontrollieren könne, ob abgewiesene Asylsuchende dem Land auch tatsächlich den Rücken gekehrt und die Grenze passiert hätten. In einem Fernsehinterview sprach der Präsident am 26. Oktober von mehr als 120.000 Menschen, deren Gesuche im vergangenen Jahr negativ beschieden worden seien, von denen allerdings nur rund 17.500 nachweislich ihrer »Pflicht«, Frankreich wieder zu verlassen, nachgekommen seien.

Bereits seit 2005, damals selbst noch Innenminister unter dem Präsidenten Jacques Chirac, suchte Macrons heutiger Ratgeber Nicolas Sarkozy Methoden, um seine Kriminalstatistiken zu verbessern. Der in der eigenen Zunft nicht unumstrittene Kriminologe und Polizeistratege Alain Bauer schuf für »Sarko« zu diesem Zweck die FPR-Kartei, die alsbald mit erstaunlichen Zuwachsziffern vor allem das rechte politische Lager und bisweilen auch einen Teil der Wählerschaft beeindruckten. Bereits im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete das Dossier 39 Millionen Konsultationen. Im November 2018 verzeichnete das statistische Amt der Polizei 620.000 Einträge im FPR. Die würden sich mit Macrons Gesetz im nächsten Jahr vermutlich mindestens verdoppeln.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und seine rechtsliberale Regierung planen ein neues Immigrationsgesetz, das zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten könnte. Es soll, wie Macron in der vergangenen Woche in einem Fernsehgespräch erklärte, ganz allgemein »die Asylbewerber schützen«, die Studenten und Arbeiter, »die gekommen sind, um uns beim Aufbau des Landes zu helfen, integrieren« und gleichzeitig »die Maßnahmen gegen illegale Einwanderung verschärfen«. Ein reichlich kompliziertes Regelwerk sei das, amüsierte sich am Donnerstag die Hauptstadtpresse, dessen Inhalt Macrons rechtslastiger Polizeiminister Gérald Darmanin am Mittwoch auf eine bedeutend einfachere, vermutlich zukunftsweisende Formel brachte: »Wir müssen böse sein mit den Bösen und gut mit den Guten.«

Was das in der Praxis bedeuten könnte, sollte der Gesetzentwurf es durch die beiden parlamentarischen Instanzen – Nationalversammlung und Senat – schaffen, erklärte Darmanin in einem Interview mit der Pariser Tageszeitung Le Monde dann aber doch noch im Detail: Nicht nur sollen Asylsuchende daraufhin examiniert werden, ob sie demokratietauglich im Sinne der freien Marktwirtschaft sind. Darüber hinaus soll jenen, die solche Kriterien nicht erfüllen und abgewiesen werden, bis zu ihrer amtlich verordneten Ausreise oder Abschiebung »das Leben (in Frankreich, jW) unmöglich gemacht werden«. Sie könnten in Zukunft nicht einmal mehr einfachste Sozialleistungen in Anspruch nehmen: medizinische Versorgung etwa, Schulunterricht für die Kinder oder den Zugang zu günstigen Wohnungen.

Die anderen, die Darmanin die »Guten« nennt, sind Arbeitskräfte, die das heimische Wirtschaftssystem gebrauchen kann und folglich gerne »integrieren« möchte, vor allem, wenn sie billig sind. Macron und sein Minister wollen in diesem Rahmen sogar jene »Illegalen« eingliedern, die bereits in zahlreichen Betrieben des Landes mit Niedriglöhnen ausgebeutet werden – im Gesetzentwurf werden solche Unternehmen »Metiers en tension« genannt, »Berufssparten unter Druck«. Dazu gehören in erster Linie schlechtbezahlte Dienstleistungen – Kellner, Reinigungskräfte, Haushaltshilfen, Boten –, aber auch Handwerker wie Maurer, Klempner oder Elektriker. Gerne gesehen werden, wie private Arbeitsvermittler bereits auf ihren Internetseiten preisen, auch Lastwagenfahrer, Pflegekräfte und jede Art physisch stabiler Hilfsarbeiter im Bau- und Betongewerbe. Die Löcher im Arbeitsmarkt zu stopfen ist ein Anliegen des zuständigen Ministers Olivier Dussopt, ein ehemaliger Sozialdemokrat, der seinem Kollegen Darmanin die Flanke deckt.

Den 62 katholischen Christen der bürgerlichen Rechten (LR) im Parlament ist das alles nicht scharf genug formuliert, und schon gar nicht jenen 89 Abgeordneten, die für den faschistischen Rassemblement National (RN) unter der Führung Marine Le Pens in der Nationalversammlung sitzen. Sprecher der Les Républicains in dieser Sache ist Éric Ciotti, ein sich selbst so nennender »Freund« des Faschisten Éric Zemmour, der im Frühjahr erfolglos, aber lautstark und medienwirksam, als Präsidentschaftskandidat durch das Land zog und vor allem gegen muslimische »Fremde« hetzte. »Ich fürchte letztlich«, ließ Ciotti am Mittwoch den Präsidenten und die bislang eher wenig interessierte Öffentlichkeit wissen, »dass der Text nichts anderes ist als ein breites, womöglich massives Alibi, um irreguläre Fremde in eine geregelte Situation zu überführen«.

Ein quasi freundlich zu nennender »Verdacht«, den die linke Opposition – vereint in der fraktionsübergreifenden parlamentarischen Gruppe Nouvelle Union populaire, écologique et sociale (NUPES) – ganz und gar nicht teilen mag. »Wir sehen Sarkozy in diesem Text«, warnte David Guiraud, Sprecher der Linksfraktion La France insoumise (LFI), am Mittwoch in der Tageszeitung Libération. LFI will bedingungslos »alle Arbeiter ohne Papiere legalisieren« und fragt die Regierung, »warum das nur für die Berufszweige gelten soll, die unter Druck stehen«. In der Tat verrät der von Darmanin vorgelegte Gesetzestext die Hand des ehemaligen rechtskonservativen Staatschefs Nicolas Sarkozy, der in Frankreichs Politikszene seit mehr als drei Jahren als graue Eminenz des »Macronismus« gilt, der neoliberalen Programmatik des Präsidenten also, und der ihm dem Vernehmen nach auch Darmanin, den rechten Flügelmann der Regierung aufgeschwatzt hat.

Tatsächlich ist Macrons Gesetzentwurf offensichtlich geprägt von dem Versuch, vor allem der bürgerlichen Rechten entgegenzukommen, die der Präsident und seine Premierministerin Élisabeth Borne dringend brauchen, wenn sie ihr sogenanntes Reformprogramm – Renten, Arbeitsmarkt, Privatisierung der Sozialdienste und des Erziehungswesens – im Parlament durchsetzen müssen. Die Möglichkeiten des Verfassungsartikels 49.3, mit dem Borne bisher ihre Entscheidungen einfach an den Abgeordneten vorbei per Dekret diktierte, werden demnächst ausgeschöpft sein. Zu Macrons ständigem »Augenzwinkern« nach rechts, wie Libération jüngst beobachtete, gehört auch das Interview, das er dem Wochenblatt Valeurs Actuelles gab, dem Sprachrohr der äußersten politischen Rechten des Landes – ausgerechnet zum Thema Immigration, mit dem die Faschisten Le Pen und Zemmour ihre Wahlprogramme füllen.

Macron und seine Regierung versuchten, »den Platz ganz rechts zu besetzen und den Rassemblement auszutrocknen«, analysierte am Mittwoch der LFI-Abgeordnete Ugo Bernalicis, »aber jedes Mal, wenn sie das versuchen, legitimieren sie dessen Thesen und machen ihn noch größer«.

Quelle: junge Welt
~~~~~~~~~~~~~

Bastian Gruber
  > Redaktion | Administrator

* In diesem Sinne freuen wir uns auf Morgen -
weil's Gestern so schön war! *



Schnellantwort

Achtung: In diesem Thema wurde seit 120 Tagen nichts mehr geschrieben.
Solltest du deiner Antwort nicht sicher sein, starte ein neues Thema.

Achtung: Dieser Beitrag wird erst angezeigt, wenn er von einem Moderator genehmigt wurde.

Name:
E-Mail:
Shortcuts: mit Alt+S Beitrag schreiben oder Alt+P für Vorschau