Sputnik Magazin

Kategorie => Der kritische Blick => Medien => Thema gestartet von: Bastian am 18. Oktober 2022, 08:35:30

Title: Die Medien träumen vom Tod Russlands. Die Geschichte lehrt, dass solche ...
Beitrag von: Bastian am 18. Oktober 2022, 08:35:30
Die Medien träumen vom Tod Russlands. Die Geschichte lehrt, dass solche Kriegsprosa niemals fruchtbar gewesen ist

(http://sputnik-magazin.de/images/Sputnik2/Putin5.webp)

Russland gerät unter Druck: die militärische Performance ist schwach, der Putin-Herrschaft droht eine Krise, und die Bevölkerung spürt den Krieg bis in die Familien hinein. Kein Wunder, dass die Gegenseite frohlockt – ein ganzes Bündel ostmitteleuropäischer Staaten.

Schon pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass in jedem Fall Polen als geopolitischer Sieger aus dem Konflikt hervorgehen wird.

Es sind die Künstler, deren Fantasie die zu erwartenden Triumphe ins Äusserste überhöht. Der polnische Romancier Szczepan Twardoch träumt den uralten Traum seines Landes: «Die russische Wirtschaft muss zu Boden gebracht werden, grösstes Elend muss dieses Land erfahren.»

Twardoch will Russland entnuklearisieren und zerschlagen: «Ich wünsche mir ein Russland, dessen bis nach Kamtschatka reichendes Kolonialreich so demontiert wird, wie es seinerzeit dem britischen Reich widerfuhr.» Und er bezeichnet seine Ziele als «endgame unserer Aussenpolitik. Unserer – das heisst der Nato, der EU, der USA, des kollektiven Westens».

Immerhin weiss das Publikum jetzt, was ihm mit einem geopolitisch mächtigen Polen in Europa bevorsteht. Neu ist, dass solche feuchten Träume in deutschen Medien, hier in der Welt, kommentarlos und prominent wiedergegeben werden.

Auch die NZZ hält mit aufwühlender Kriegsprosa nicht hinter dem Berg. Sie druckt aus einem bei DTV erschienenen Tagebuch des Charkiwer Autors Sergei Gerasimow: «[Die Russen] werden niemals aufhören. Egal, wie viele Menschen sterben oder wie viele Städte sie in Guernicas verwandeln müssen, sie werden niemals aufhören. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod – entweder unser Tod oder der ihre.»

Man mag ihm nachempfinden, und gewiss ist die Versuchung gross, ganz Europa zu solidarischem Hass zu motivieren. Nur dass die Geschichte eben lehrt, dass solcher Mit-Hass niemals fruchtbar gewesen ist.

Indem die Leitmedien derartigen Emotionen Raum geben, dokumentieren sie nur, dass diese Lektion soeben ein weiteres Mal vergessen wird.

Quelle: Die Weltwoche (https://weltwoche.ch)