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ZitatHintergrund: Süden statt NordenArgentinien ist neben Indien, Südafrika, Indonesien und Senegal das fünfte Gastland, das die Bundesregierung zum G7-Gipfel nach Elmau eingeladen hat. Formaler Grund: Buenos Aires hat zur Zeit den Vorsitz in der CELAC inne, dem Zusammenschluss der Staaten Lateinamerikas und der Karibik. Zudem wird darauf verwiesen, dass Argentinien über große Lagerstätten an Frackinggas verfügt, an denen die EU in ihrem Bestreben, auf russisches Erdgas zu verzichten, starkes Interesse entwickelt.Bahnen sich da etwa engere Beziehungen an? Jorge Heine, ein ehemaliger chilenischer Diplomat, der inzwischen an der Boston University lehrt, glaubt das nicht. Kürzlich hat er sich gegenüber der Global Times dazu geäußert, dass Argentinien dem BRICS-Bündnis beitreten will. Präsident Alberto Fernández war jetzt als Onlinegast beim BRICS-Gipfel zugegen. »Argentinien sieht seine Zukunft nicht im Alten Europa oder im Nordatlantik, sondern im Neuen Süden«, erläuterte Heine. Der aber habe »sein Herz in der Asien-Pazifik-Region« und organisiere sich in den BRICS.Wie kommt es zu der Umorientierung in Argentinien? Wer sich in Erinnerung ruft, dass die EU seit 1999 mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur, dem auch Argentinien angehört, über ein Freihandelsbündnis verhandelt und es nach fast einem Vierteljahrhundert immer noch nicht in trockenen Tüchern hat, mag einen Eindruck von der Sicht so mancher Argentinier auf Europa bekommen. Einen weiteren Eindruck von den Ursachen des wachsenden Überdrusses am Kontinent vermitteln Äußerungen über einen anderen G7-Gaststaat, über Indonesien, die kürzlich die FAZ wiedergegeben hat. Mit Blick darauf, dass Indonesiens Präsident Joko Widodo nach dem G7-Gipfel nach Russland fliegt, wurden in dem Blatt »europäische Beobachter« zitiert: Sie sähen »die Gefahr, dass Putin versuchen wird, den Indonesier mit seiner Sicht auf den Krieg und die Ursachen der Lebensmittelkrise zu beeinflussen«. Der naive Südostasiat, der vom verschlagenen Russen über den Tisch gezogen wird? Europa hat seine paternalistische Kolonialherrenmentalität immer noch nicht abgelegt.
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