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ZitatHintergrund: Exkolonie wird rechtlose Zone
Geographisch Teil des Komoren-Archipels liegt die Insel Mayotte im Indischen Ozean – 8.000 Kilometer und 13 Flugstunden von Paris entfernt. Dennoch ist sie seit 1841 unter französischer Herrschaft. Zunächst »Protektorat« genannt, als etwas freundlichere Bezeichnung für »Kolonie«, wurde das 374 Quadratkilometer kleine Eiland zum Territoire d'Outre-mer erhoben, einem vorgeblich gleichberechtigten Teil Frankreichs in Übersee. 1974 entschieden die Mahorais in einer Volksabstimmung mit einer Mehrheit von 63,8 Prozent und im Februar 1976 ein zweites Mal, nun mit 99,4 Prozent der Stimmen, dass sie »Franzosen« bleiben wollen.
Ein am 28. März 2003 in Paris beschlossenes, Gesetz verschaffte Mayotte eine Aufnahme in die Verfassung, mit dem Hinweis auf das von nun an »gemeinsame Ideal der Republik«, das sich in den drei Worten »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« ausdrücke. Die Republik verpflichte sich, heißt es im erklärenden Beitext zum Verfassungsartikel, fortan für Arbeitsbeschaffung, wirtschaftliche Entwicklung und soziales Engagement geradezustehen. Im August 2009 stimmten 95,2 Prozent der Mahorais der Idee zu, künftig als Departement Nummer 101 in die französische Administration integriert zu werden – damit waren die Grenzen Mayottes von nun an auch Teil der Außengrenze der Europäischen Union. Eine im Laufe der folgenden Jahre zunehmend schwer zu tragende Last für die rund 270.000 offiziellen Einwohner des Territoires.
Das »französische Eldorado« ist für inzwischen rund 50.000 Menschen, die ohne Ausweispapiere von den nur 70 Kilometer entfernten Nachbarinseln übersetzten, um in den Genuss besserer Krankenhäuser und Arbeitsbedingungen zu kommen, eine rechtlose Zone geworden.
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