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ZitatHintergrund: Chronik einer Krise
Sri Lanka ist mit Auslandsschulden in einer Gesamthöhe von 52 Milliarden US-Dollar belastet – knapp 50 Prozent davon bedingt durch den Verkauf von Staatsanleihen an private Kapitalgeber. Die Hälfte der Gesamtsumme wäre bis 2026 fällig, im laufenden Jahr wären knapp sieben Milliarden an Zinsen und Tilgung zu leisten gewesen. Nachdem im ersten Quartal die Raten noch mühsam bedient werden konnten, erklärte die Regierung am 12. April ihre Zahlungsunfähigkeit für den Schuldendienst, da die Devisenreserven aufgebraucht seien.
Der erste Gipfelpunkt der Krise lag bei der faktischen Insolvenzerklärung schon ein paar Tage zurück. Am 1. April, zusammenfallend mit einer ersten Welle von Massenprotesten, hatte Präsident Gotabaya Rajapaksa den temporären Ausnahmezustand verkündet, zwei Tage später trat die bisherige Regierung zurück. Sein älterer Bruder, Expräsident Mahinda Rajapaksa, blieb als Premier weiter im Amt. Die meisten der Ministerneubesetzungen im Anschluss waren nur kurzlebig, und da sich Teile der eigenen Partei SLPP von den Rajapaksas abwendeten, verlor diese bald darauf auch ihre bisherige Parlamentsmehrheit.
Da sich die größte Oppositionspartei SJB weigerte, unter Präsident Rajapaksa in eine neue Übergangsregierung einzutreten, war es nur der schon mehrfache Expremier Ranil Wickremesinghe, der sich schließlich als Interimskabinettschef bereit fand und am 12. Mai vereidigt wurde. Drei Tage zuvor war nach gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Loyalisten und Gegnern der Präsidentenfamilie auch Mahinda abgetreten, um seinem Bruder neuen Handlungsspielraum zu ermöglichen, was diesem letztlich aber nur zwei weitere Monate verschaffte.
Parallel dazu nahm die historische Finanz- und Versorgungskrise eine Katastrophenwendung nach der anderen. Einerseits waren durch die Pandemie die Einnahmen aus Tourismus und Arbeitsmigration weggebrochen, andererseits setzte die Regierung auf schuldenfinanzierte Großinfrastrukturprojekte. Die Protestierenden werfen ihr korrupten Autoritarismus vor. Zuletzt verschärften die durch den Krieg in der Ukraine verursachten Importeinbrüche bei Weizen und Soja die Lage.
Im Juni lag die Teuerungsrate bei 54,6 Prozent. Benzin und Diesel sind nur noch an wenigen Tankstellen auf Zuteilung erhältlich, Züge und Busverbindungen sind aufgrund des Treibstoffmangels teils ausgefallen, zudem sind die Schulen geschlossen. Regierungsangestellten wurde ein arbeitsfreier Freitag verschafft, um Gemüse zur Selbstversorgung anzubauen. Das medizinische Personal hat spätestens seit April immer lauter Alarm geschlagen, weil Medikamente und Ausrüstung aufgrund nicht bezahlbarer Importe fehlen, in manchen Kliniken zum Teil nicht einmal Notoperationen mehr möglich sind.
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