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Zusammenfassung

Autor Liam
 - 21. Juli 2022, 09:04:30
Französische Ministerin war Direktorin einer Spezialfirma – Auftrag: Manipulation der öffentlichen Meinung zugunsten von Uber und Co.

Die ganz spezielle Pariser Firma, die sich zunächst Istrat und später Avisa Partners nannte, ist nicht nur in Frankreich wohlbekannt. Sie lebt, wie sich in den vergangenen Wochen ganz offensichtlich herausstellte, von der Manipulation der öffentlichen Meinung. Und sie betreibt ihr Geschäft für Regierungen, weltweit handelnde Konzerne, aber auch für die EU-Kommission und sogar für die NATO. In der französischen Hauptstadt fiel das Unternehmen zuletzt vor allem deshalb auf, weil seine frühere Direktorin, Olivia Grégoire, im Moment beigeordnete Ministerin für kleine und mittlere Unternehmen in der Regierung der Premierministerin Élisabeth Borne ist und weil Grégoire im Mai und Juni sogar Sprecherin dieser Regierung war. Auch weil ihre alte Firma einen Kunden hatte – den berüchtigten kalifornischen Fahrdienstvermittler Uber – den der aktuelle Staatschef Emmanuel Macron besonders förderte, in seiner Zeit als Wirtschaftsminister unter dem sozialdemokratischen Präsidenten François Hollande.

In den Jahren 2014 und 2015 war das – in Macrons Ministerium an der Seine gingen die Gesandten des US-Startups ein und aus, herzlichst empfangen vom heutigen ersten Mann der Nation. Bei Avisa Partners war seit 2013 eine neue Chefin in den Betrieb gekommen. Olivia Grégoire, die für etwas mehr als ein Jahr lang dabei half, für die zahlreichen Kunden schöne Artikel unter falschen Autorennamen in der Presse zu plazieren; wenn möglich in Publikationen, die sich der Ökonomie des Landes verschrieben haben und die, in der Regel, dem rechten und ganz rechten politischen Lager zuzuordnen sind. Auf den Seiten der Wirtschaftsblätter Challenges und Les Echos, aber auch die eher linken Dienste Mediapart und Le Journal du Net »passierend«, wie die Pariser Tageszeitung Le Monde die publizistische Spur der Firma vor einer Woche beschrieb, machten sich die Schreiber der Avisa Partners breit und lobten, unter vielen anderen, den damals heftig kritisierten Transportpiraten Uber.

Macron, jüngst wegen seiner damaligen (und weiter gepflegten) Nähe zu dem US-Startup heftig unter Feuer geraten, holte sich die Manipulationsexpertin – als solche kann sie im Rahmen der Geschäftsphilosophie Avisas zweifellos bezeichnet werden – 2017 nicht nur in seine neu gegründete bürgerlich-rechtsliberale Partei La République en Marche (LREM), er machte sie auch zur Kandidatin für die Wahl in die Nationalversammlung, von der aus sie drei Jahre später zur Staatssekretärin für Soziales und Solidarität reüssierte. Nach ihrer Wiederwahl im vergangenen Juni half sie für einen Monat als Bornes Regierungssprecherin aus und landete schließlich sanft dort, wo sie – mit ihren bei Avisa gesammelten Erfahrungen nach Ansicht Macrons wohl hingehört: auf dem Chefsessel des Ministeriums für kleine und mittlere Unternehmen, nebenbei auch befasst mit Handel, Handwerk und Tourismus.

Macron, seine Ministerin Grégoire, Uber – eine Mischung, die der Hauptstadtpresse in den vergangenen beiden Monaten vor allem deshalb bemerkenswert schien, weil in eben diesem Zeitraum Details eines »geheimen Deals« bekanntgeworden waren, den der Staatschef vor nunmehr acht Jahren mit Uber verabredet habe. Hinter dem Rücken seiner damaligen Chefs, dem Präsidenten Hollande und dem Premier Manuel Valls. Dass weder Hollande noch Valls noch der Hollande-Intimus und seinerzeitige Finanzminister Michel Sapin den Kaliforniern erlauben wollten, den französischen Markt für Personentransporte aufzureißen, hat der ehemalige Staatschef inzwischen mehrfach bestätigt. Auch, dass er von den Aktivitäten seines jungen Wirtschaftsministers nichts wusste.

Während der das wirtschaftliche Credo des US-Unternehmens – weitestgehende Ausbeutung der Fahrer bei höchstmöglichem Profit für die Firma – vor der Öffentlichkeit in eine Großtat zur Arbeitsbeschaffung für junge Leute aus den »schwierigen Quartieren« umdeutete, schrieben die fleißigen Avisa-Redakteure unter ihrer Chefin Grégoire den Betrieb schön und bogen auf den offenen Kommunikationsseiten von Mediapart und anderen als seriös bekannten Internetdiensten für Uber die öffentliche Meinung zurecht. Die trübe Suppe, die sich Macron nach allgemeiner Auffassung mit Uber einbrockte, schmeckt ihm offenbar heute noch. Im TV-Interview ließ er am Nationalfeiertag in der vergangenen Woche wissen: »Ich beglückwünsche mich selbst, ich würde es jederzeit wieder tun.«

Quelle: junge Welt