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Zusammenfassung

Autor Steven
 - 23. Juli 2022, 08:05:13
Zusammenarbeit trotz gegensätzlicher Interessen: Russland und die Türkei machen es vor


Russland, die Türkei und Iran: Seit sich die drei Staaten vor fünfeinhalb Jahren zum ersten Mal in der kasachischen Hauptstadt Astana trafen, um nach dem Sieg über die Dschihadisten im nordsyrischen Aleppo einen Abgleich über Syrien herbeizuführen, ist vom »Astana-Format« die Rede. Ganz unabhängig von der Frage, wie man ihre Aktivitäten in Syrien beurteilt, ist ihnen eines gelungen: Die transatlantischen Mächte, die zuvor fest davon ausgegangen waren, früher oder später in Damaskus eine Regierung von ihren Gnaden inthronisieren zu können, sind in Syrien weitgehend abgedrängt. Das »Astana-Format« ist – ganz ohne Wertung betrachtet – ein Beispiel dafür, wie sich die westliche Dominanz brechen lässt. Auch dann, wenn die beteiligten Staaten wie etwa Russland sowie die Türkei dabei gegensätzliche Interessen vertreten und jeweils auf der Seite verfeindeter Kräfte stehen.

Moskau und Ankara haben aus dem Beispiel ein System gemacht. Auch im Libyen-Krieg standen – und stehen – sie auf verfeindeten Seiten: Die Türkei stützt die Islamisten in Tripolis, Russland deren Gegner im ostlibyschen Bengasi. Dennoch gelang es ihnen zeitweise, zwischen beiden eine gewisse Annäherung zu vermitteln. Der alte Westen hatte nicht mehr viel zu melden. Erfolgreich war das russisch-türkische Modell auch vor zwei Jahren im Südkaukasus. Als Aserbaidschan Armenien angriff, tat es das mit starker Unterstützung aus der Türkei. Armenien wiederum stand Moskau nahe. Beendet wurde der Krieg letztlich durch russische Vermittlung. Die EU-Staaten, die sich seit den 1990er Jahren immer wieder zu Mediatoren in der Region stilisiert, aber nichts erreicht hatten, waren nun auch dort außen vor. Nicht auszuschließen ist, dass das Modell auch in Mali Anwendung findet: Dort ist Russland inzwischen militärisch präsent, während die Türkei ihrerseits ihren Einfluss ausweitet.

»Frenemies«, »befreundete Feinde«: So hat die Neue Zürcher Zeitung kürzlich das Verhältnis zwischen Russland, der Türkei und Iran eingestuft – durchaus treffend. Der gemeinsame Nenner, der alle drei verbindet, ist das Bestreben, den Westen auszubooten. Dabei ist das »Astana-Format« eines, das sich regional auf den Nahen und Mittleren Osten fokussiert. Es ist nicht das einzige, das sich gegen die bisherige, bröckelnde Weltordnung richtet; auf globaler Ebene verfolgt das BRICS-Bündnis ein vergleichbares Ziel: die aufstrebenden Schwellenländer aus der Vorherrschaft der transatlantischen Mächte zu lösen. Partiell wäre auch bei den BRICS-Staaten der Begriff »Frenemies« nicht falsch: Indien und China etwa, die das Ziel teilen, ihren weiteren Aufstieg durchzusetzen, tragen untereinander harte Konflikte aus, bis hin zu Todesopfer fordernden Scharmützeln zwischen ihren Streitkräften in umkämpften Grenzgebieten. Auch sie schweißt nur eines zusammen – der Westen.

Quelle: junge Welt