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Zusammenfassung

Autor Michi
 - 03. Mai 2024, 07:23:33
🔷 Hexenverfolgung, Fürstpropstei: Ellwangen


Schloss ob Ellwangen, Residenz des Ellwanger Fürstpropsts

In der Zeit der Hexenverfolgungen kam es um 1600 zu einer Welle von Hexenprozessen in der Fürstpropstei Ellwangen.

Während der Regierungszeit der Fürstpröpste Wolfgang von Hausen (1584–1603), Johann Christoph I. von Westerstetten (1603–1613) und Johann Christoph von Freyberg-Eisenberg (1613–1620) wurden 1588 und 1611 bis 1618 ungefähr 450 Personen hingerichtet, viele auf dem Scheiterhaufen. Das waren etwa die Hälfte der Ellwanger Frauen und jeder sechste Mann.

Ähnliche massive Verfolgungen lassen sich in Süddeutschland nur in den Hexenprozessserien der fränkischen Hochstifte Würzburg, Bamberg und Eichstätt sowie in Kurmainz nachweisen.

In dem Hexenprozess von 1588 wurde die Hebamme Elisabeth Fürst, die ,,Mundistin" genannt, als vermeintliche Hexe verbrannt. Im Jahr 1611 wurde am 22. Dezember Dorothea Berchtold hingerichtet. Sie war die Schwester des Pfarrers Eberhard Berchtold, der die wegen Hexerei Angeklagten betreute und zu der Überzeugung gelangt war, dass sie unschuldig waren. Vermutlich sollte mit der Hinrichtung seiner Schwester der Pfarrer getroffen werden, um ihn gefügig zu machen und ihm seinen Mund zu verschließen. Später betreuten Jesuiten die Gefangenen.

Überliefert ist ein Gespräch des Stadtpfarrers Berchtold mit dem Angeklagten Michael Dir. Dieser hatte seine Frau Maria Dir im Jagsttorgefängnis besucht und versicherte dem Pfarrer, er sei von der Unschuld der Bierbrauersfrau überzeugt. Das kam dem Kanzler zu Ohren. Carl Kibler lud den Brauer vor und ließ ihn verhaften. Um sich die Folter zu ersparen, gestand Michael Dir alles, was ihm vorgeworfen wurde, obwohl er noch gar nicht der Hexerei angeklagt war. Schon elf Tage später wurde er am 19. November 1611 verbrannt. Sein Abkommgeld betrug 460 Gulden.

2001 wurde in Ellwangen ein Mahnmal eingeweiht, das an die 400 Opfer der Hexenverfolgung erinnern soll.

Nachdem Fürstprobst Wolfgang von Hausen im Jahr 1588 verschiedene Vergnügungen wie das gemeinsame Tanzen, Singen aber auch das Konsumieren von Alkohol verboten hatte, führte die fürstpröpstliche Inquisition Hausdurchsuchungen durch. Die Folge dieser Hausdurchsuchungen waren zahlreiche Verurteilungen von verschiedenen Tätern und Mitwissern. Einige Bürger wurden hingerichtet, andere des Landes verwiesen oder mussten Geldstrafen zahlen. Ein 17-jähriger, der im August 1588 an verschiedenen verbotenen Festen teilnahm, beschuldigte seine Mutter der Hexerei. Er hoffte, die Ermittler abzulenken und so einer möglichen Strafe zu entgehen. Ihm gelang es, die fürstpröpstlichen Räte zu überzeugen, sodass ein Scharfrichter nach Ellwangen geholt wurde. Dieser sollte die verhaftete Mutter Margaretha Sinai verhören. Der Scharfrichter aus Biberach galt als Experte für Hexenprozesse und wurde bereits 1587 im Hochstift Augsburg eingesetzt. Doch auch ihm gelang es nicht, die Verdächtige zu einem Geständnis zu bringen, weshalb wieder ihr 17-jähriger Sohn Jacob Sinai verhört wurde. Anstatt seine Vorwürfe zurückzunehmen beschuldigte er zwei weitere ältere Ellwanger Frauen der Hexerei. Nachdem beide Frauen von dem Scharfrichter verhört und untersucht worden waren, ließ er eine frei, da sie keine Hexenmale aufwies. Es herrschte der Glaube, dass man Hexen an auffälligen Hautunregelmäßigkeiten erkennt. Diese wurden als Hexenmale bezeichnet und waren der Beweis für einen Pakt mit dem Teufel. Da viele Menschen größere Muttermale oder andere Hautunregelmäßigkeiten haben, gelang es bei vielen Prozessen, den angeblichen Beweis zu finden. So auch bei der zweiten Beschuldigten, die anschließend unter der Folter gestand. Außerdem denunzierte, also beschuldigte sie weitere angebliche Hexen. Die erste Verfolgungswelle startete und nahm so ihren Lauf. Die Gefangenen denunzierten unter Folter meist weitere Gespielinnen und weiteten so den Kreis der Opfer aus.

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