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Zusammenfassung

Autor Liam
 - 10. August 2022, 10:22:02
Aufnahmestopp für Neukunden: Ausgabestellen für Lebensmittelspenden bundesweit überlastet


Keine Kapazitäten für neue Kunden: Knapp ein Drittel der Tafeln haben einen Aufnahmestopp verhängt (Frankfurt am Main, 29.4.2022)


Die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Tafel in Kassel klingt angespannt am Telefon. »Ja – auch wir haben einen Aufnahmestopp, der voraussichtlich bis Anfang oder Mitte September andauern wird«, sagt sie am Dienstag auf junge Welt-Anfrage. »Und ja – ich weiß – alles wird teurer«, fügt sie ungefragt hinzu. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen.

Auch in Frankfurt am Main und in Bad Homburg im Hochtaunus bestätigen Mitarbeitende gegenüber jW Aufnahmestopps.

Eine Pressemitteilung der Fraktion der Partei Die Linke im Hessischen Landtag hatte am Montag darauf aufmerksam gemacht, dass 50 Prozent der Tafeln in Hessen einen Aufnahmestopp verhängt haben. Mindestens die Hälfte der 58 Tafeln mit ihren mehr als 200 Ausgabestellen in Hessen habe in den vergangenen Wochen und Monaten zumindest vorübergehend einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängt.

Doch das Problem der überlasteten Tafeln beschränkt sich keineswegs auf Hessen. Aktuell gibt es insgesamt 962 Tafeln in der BRD. 32 Prozent hätten die Aufnahme neuer Nutzer gestoppt, wie die Tafel Deutschland e. V. Mitte Juli verkündete. Und das während der stärksten Preissteigerungen bei Lebensmitteln seit Jahrzehnten.

Die gemeinnützigen Tafeln in Deutschland sammeln überschüssige Lebensmittel von Händlern und Herstellern und verteilen diese regelmäßig an mehr als zwei Millionen armutsbetroffene Menschen. Damit wollen sie eine Brücke zwischen Verschwendung und Armut schaffen. Rund 60.000 Ehrenamtliche engagieren sich bei den Tafeln.

Bei den sechs Ausgabestellen der Tafel im Hochtaunus gibt es schon seit Ende April einen Aufnahmestopp. Durch den Andrang ukrainischer Geflüchteter waren alle noch freien Plätze belegt worden. »Bei den vielen Nachfragen wäre es Wahnsinn gewesen, die Wartelisten unendlich weiterzuführen«, sagte Tobias Krohmer, Mitglied der Steuerungsgruppe der Tafel Hochtaunus, am Dienstag im jW-Gespräch. »Wir haben versucht, die Situation durch die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen abzufedern, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.« Seiner Beobachtung nach gelangen viele Menschen mit geringem Einkommen, die vorher noch irgendwie über die Runden gekommen waren, durch die Preissteigerungen bei Lebensmitteln in eine akute Notsituation. Durch den Aufnahmestopp können sie keine Lebensmittelspenden von der Tafel erhalten.

Aktuell verteilen beinahe alle Tafeln an mehr Personen gespendete Lebensmittel als im vergangenen Jahr: 60,71 Prozent der Tafeln verzeichnen einen Zuwachs von bis zu 50 Prozent bei ihrer Kundschaft. 22,6 Prozent unterstützen bis zu doppelt so viele Menschen wie vor einem halben Jahr. Zu den neuen Kundinnen und Kunden zählen vor allem Geflüchtete aus der Ukraine, aber auch viele Erwerbslose mit Bezug von Arbeitslosengeld I oder II, Erwerbstätige mit geringem Einkommen sowie Rentnerinnen und Rentner.

Rund 62 Prozent der Tafeln müssen momentan kleinere Mengen an jeden Haushalt verteilen, um möglichst vielen Menschen Lebensmittel mitgeben zu können. 17 Prozent haben die Abholhäufigkeit reduziert, so dass Kundinnen und Kunden beispielsweise nur noch alle zwei Wochen statt jede Woche zur Lebensmittelausgabe kommen können.

Laut Sprecherin der Tafel Hessen seien die Lebensmittelspenden im Frühjahr um 30 Prozent gesunken. Supermärkte hätten weniger Nahrungsmittel übrig, weil sie knapper kalkulierten und wegen Liefer- und Produktionsengpässen weniger Waren bekämen.

Wie es weitergehen soll, wisse er nicht, sagte Krohmer von der Tafel Hochtaunus gegenüber jW, er blicke mit Sorge auf den Winter. »Wir als Tafeln sind nicht die Lösung des Problems. Wir brauchen politische Lösungen.«

Quelle: junge Welt