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Zusammenfassung

Autor Bastian
 - 15. August 2022, 09:06:34
Gift in der Oder: Ausmaß der Umweltkatastrophe weiter unklar. Stettiner Haff und Ostsee gefährdet. Politiker schieben sich Schwarzen Peter gegenseitig zu


IMAGO/Winfried Mausolf || Hunderte Helfer entfernten am Wochenende tonnenweise Tierkadaver aus der Oder

Der Tourist aus Westdeutschland, der am Samstag nachmittag mit seiner Familie an einem der Seen östlich von Berlin baden geht, ist froh. »Diese Woche wollten wir noch in der Oder schwimmen, zum Glück haben wir das nicht gemacht«, sagt er. An dem Grenzfluss zu Polen sind zur selben Zeit hunderte Helfer im Einsatz, die, mit Gummistiefeln und Handschuhen ausgerüstet, tonnenweise tote Fische, aber auch Kadaver von Bibern und Enten aus dem Wasser ziehen. Mancherorts stinkt es in Flussnähe bestialisch nach Verwesung.

Die Oder ist tot, vergiftet. Experten gehen von Jahren aus, die es dauern könnte, bis sich das Gewässer wieder erholt. Mittlerweile wird damit gerechnet, dass der hochkonzentrierte toxische Stoff auch im Stettiner Haff, das von der Ostsee nur durch die Insel Usedom getrennt ist, angekommen ist. Laut RBB-Informationen seien hier am Wochenende die ersten verendeten Fische entdeckt worden, das zuständige Ministerium dementierte die Meldung. Ein Badeverbot indes gibt es nicht, es herrscht Hochsaison. In Ueckermünde etwa wird lediglich vor Blaualgen im Wasser gewarnt, wie die örtliche Touristeninformation im Gespräch mit jW mitteilte. »Das Kleine Haff wird von der Wasserschutzpolizei und den Umweltbehörden weiterhin aufmerksam beobachtet«, erklärte Eva Klaußner-Ziebarth vom Schweriner Umweltministerium am Sonntag gegenüber jW. Eine nächste Beprobung des Wassers finde am Montag statt.

Es ist eine Umweltkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes für den Naturraum Oder. Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte am Freitag erklärt, dass wahrscheinlich absichtlich »riesige Mengen chemischer Abfälle« in den Fluss gekippt worden seien. Offenbar ist das im Raum Opole, zwischen Wroclaw und Katowice, geschehen. Eine Belohnung von 210.000 Euro wurde für Hinweise auf Verursacher ausgesetzt. Morawiecki will erst am 10. August vom Gift im Wasser erfahren haben, obwohl es bereits Ende Juli Erkenntnisse dazu gegeben hatte. Der polnische Regierungschef entließ nun die Leiter der Wasser- und der Umweltbehörde. Informationen über die Giftkatastrophe sind zunächst zurückgehalten worden, obwohl europaweit der verbindliche Auftrag besteht, in bezug auf Gewässer grenzübergreifend zusammenzuarbeiten. Das habe »in diesem Fall nicht funktioniert«, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) am Sonnabend in Frankfurt (Oder). Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) übte im NDR indes scharfe Kritik an Lemke, warf ihr Untätigkeit vor. Es gebe »ernstzunehmende Hinweise, dass es einen Chemieunfall in Polen gegeben haben soll«, aber die betroffenen Länder seien vom Bund nicht darauf eingestellt worden.

Die Untersuchungen, welches Gift das Wasser verseucht hat, dauern an. Quecksilber oder andere Schwermetalle werden mittlerweile ausgeschlossen. Am 6. August hatte die Umweltschutzinspektion Wroclaw mitgeteilt, das bei Labortests die »hochgiftige Verbindung« Trimethylbenzol gefunden worden sei. Das brandenburgische Umweltministerium geht von »stark erhöhten atypischen Salzfrachten« aus, die in Verbindung mit hohen Wassertemperaturen und Niedrigwasser auf »multikausale Zusammenhänge« hinwiesen.

Die Umweltbelastungen in der Oder sind seit Jahren immens. Der BUND nennt als Gründe die Klimakrise, einen permanent hohen Quecksilbergehalt durch Kohlekraftwerke, Bauarbeiten für die Vertiefung des Flusses und Düngemittel aus der Landwirtschaft.

Quelle: junge Welt