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Zusammenfassung

Autor PhilippHuber
 - 12. November 2024, 07:48:13
🍂 Bayern, Unterfranken, Rhön: Über den Wolken


Über den Wolken in der Rhön.

Die Rhön [ˈʁøːn] [Boarisch Rhön] ist ein etwa 1500 km² großes Mittelgebirge im Grenzgebiet der deutschen Länder Bayern, Hessen und Thüringen. Der Großteil seines Kerngebietes, in Bayern jedoch auch Teile seiner nichtvulkanischen, südlichen Abdachung, liegen im rund 2433 km² großen Biosphärenreservat Rhön. Das Gebirge im äußersten Südosten des (hier länderübergreifenden) Osthessischen Berglandes ist überwiegend vulkanischen Ursprungs. Der höchste Berg der Rhön ist mit 950 m ü. NHN die im hessischen Bereich liegende Wasserkuppe, die auch der höchste Berg Hessens ist. Es befinden sich mehrere Skigebiete in der Rhön.

Die Herkunft des Namens Rhön, dessen früheste schriftliche Überlieferung mit Rone nemus (nemus lat. ,,Hain", ,,Wald") erst aus dem Jahr 1228 stammt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es wird einerseits ein keltischer, andererseits ein germanischer Ursprung der Bezeichnung vermutet. Die keltische Herkunft wird in den Wörtern roino (,,Hügel") sowie rinn oder rann (,,Berg", ,,Vorberg") gesehen. Angesichts des Umstandes, dass die Kelten im heutigen Süddeutschland, nicht aber im heutigen Ost- bzw. Mitteldeutschland gelebt haben, scheint in Bezug auf den ausgedehnteren und höheren Thüringer Wald die Bezeichnung der Rhön als ,,Vorberg" aus Sicht dieser ,,süddeutschen" Kelten durchaus nicht abwegig. Germanische Wurzeln des Namens Rhön werden mit dem altnordischen Wort hraun verknüpft, das so viel wie ,,steiniges Land" oder ,,Geröllwüste" bedeutet und beispielsweise im dänischen Wort røn (,,Steinbank am Meeresgrund", ,,kleine steinige Insel") noch heute lebendig ist. Dass ,,hraun" im modernen Isländischen die Vokabel für Lava und Lavafeld ist, wird als besonders überzeugendes Indiz für die germanische Herkunft angeführt, da auch die Rhön in weiten Teilen aus Vulkangestein besteht (siehe Naturräumliche Gliederung und Vulkanismus). Das altnordische hraun soll auf das sehr alte germanische Wort hraunjo zurückgehen, das sich in der modernen deutschen Sprache nicht erhalten hat. Teilweise wird u. a. der Name der Rhön daher sogar als Hinweis darauf gewertet, dass das Stammland der Germanen nicht, wie nach traditioneller Lehrmeinung, im südlichen Skandinavien, sondern im heutigen Mitteldeutschland gelegen haben muss. Die Herstellung eines Zusammenhanges des Namens der Rhön mit ihrer Geologie erfordert allerdings, dass die alten Germanen gewisse gesteinskundliche Fähigkeiten besessen haben müssen und dass mit dem Wort hraunjo unter anderem speziell das für die Rhön charakteristische Vulkangestein bzw. entsprechende Gesteinsformationen bezeichnet wurden. Diese spezielle Bedeutung hätte sich im Wort hraun bis ins 9. Jahrhundert erhalten haben müssen, als die Wikinger die recht entlegene Insel Island besiedelten und das Gestein dort anhand seiner typischen Eigenschaften ,,wiedererkannten". Aufgrund des relativ niedrigen kulturellen Niveaus der alten Germanen und Wikinger scheint ein solches Szenario recht unwahrscheinlich, und weil es im Siedlungsgebiet der alten Germanen keine aktiven Vulkane gab, dürfte das Wort hraun die Bedeutung ,,Lava", also ,,Gestein vulkanischen Ursprungs", wohl auch erst nach der Entdeckung Islands erlangt haben.

Die heutige Schreibweise mit ,,Rh" soll sich aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten haben, als man das Dehnungs-h noch vor den Stimmlaut setzte. Nach aktuellerer Ansicht handelt es sich jedoch um einen ,,pseudogelehrten Anschluss an griechische Namen", dessen Erstauftreten unbekannt ist.

Die Rhön war im frühen Mittelalter Teil der Landschaft Buchonia, eines vage abgegrenzten großen Waldgebiets im östlichen und nordöstlichen Hessen. Der Name wird in der Regel von der Buche (althochdeutsch buohha) abgeleitet, es gibt vereinzelt andere Deutungen. Urkunden, die Orte in einem Wald (silva) oder einer Einöde (saltus, vastus) Buchonia bezeichnen, finden sich mit Bezug auf Orte vom Kaufunger Wald über Knüll, Vogelsberg und Rhön bis nahe dem Main. Der Name wurde ab dem 19. Jahrhundert besonders oft mit der Rhön in Verbindung gebracht, vor allem aufgrund der Überlieferung der Gründung des Klosters Fulda, das durch dessen ersten Abt Sturmi ,,in silva Buchonia" gegründet wurde. Einige Wissenschaftler beziehen einen bei Caesar, De bello Gallico erwähnten Wald ,,Bacenis silva" von ,,unendlicher Größe" (infinita magnitudine) auf die Buchonia. Dessen Lage ist aber unbekannt und nur Gegenstand von Spekulationen, ein Bezug auf die Rhön ist nicht möglich.

Viele der in der Rhön vorkommenden Ortschafts-, Berg- und Flurnamen gehen auf keltische Sprachwurzeln zurück. Nachgewiesen ist beispielsweise die keltische Besiedlung der Milseburg, wo sich ein keltisches Oppidum mit etwa 1.000 Einwohnern befand. Weiterhin gibt es Ringwallanlagen, die sowohl keltischen als auch germanischen Ursprungs sein können, in der Kuppenrhön auf dem Stallberg und dem Kleinberg.

Die Rhön gehörte im frühen Mittelalter zum Gau Grabfeld, der westlich bis zur Fulda reichte. Hier schloss der Gau Wettereiba, die spätere Wetterau, an. Die gesamte waldreiche Gegend wurde Buchonia genannt. Obwohl in zwei Urkunden und einer Traditionsnotiz des Klosters Lorsch von einem ,,pagus Buchonia" die Rede ist, wird die Existenz eines Gaus dieses Namens heute allgemein abgelehnt.

Wegen des hervorragenden Rundblickes waren einige der Rhönberge im Mittelalter auch Standorte für Höhenburgen. Ein Beispiel ist die Burg Hauneck (heute in der Gemeinde Haunetal) auf dem Stoppelsberg, die noch als Ruine erhalten ist. Sie diente sowohl der Überwachung und dem Schutz des Verkehrs auf der Altstraße Antsanvia, als auch dem Schutz der Ortschaften im Haunetal. Im Mittelalter wurden in allen Teilen der Rhön Landwehren angelegt und die Herrschaftsgebiete zur Verwaltung in Ämter eingegliedert, die jeweils einer Burg als Amtssitz zugeteilt waren. Neben diesen größeren Herrschaftsgebilden gelang es seit dem späten Mittelalter auch kleinen Adelsgeschlechtern aus der Rhön (von Ebersberg, von Eberstein, von der Tann, von Kranlucken, von Völkershausen und andere) selbständige Machtbereiche aufzubauen.