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Zusammenfassung

Autor Martin
 - 28. Juni 2022, 11:49:27
Bayern: Internationaler Protest gegen Spitzentreffen. Aktivisten aus globalem Süden prangern Raubbaupolitik an. Ein Gespräch mit Isaac Ssentumbwe

Seit Sonntag sitzen die Staats- und Regierungschefs der sieben stärksten imperialistischen westlichen Länder im Schloss Elmau zusammen und beraten zunächst über ihr Vorgehen gegen Russland. Protestiert wird schon seit einigen Tagen gegen das Spitzentreffen des »Klubs der sieben«. Was bedeutet der G7-Gipfel für Sie?

Der G7-Gipfel bedeutet viel für mich, besonders weil ich aus dem globalen Süden beziehungsweise von dem Kontinent komme, der am stärksten von der Klimakrise betroffen ist – obwohl unser Afrika an den Emissionen gemessen am wenigsten für diese Krise verantwortlich ist. Ich bin hier, um unsere Forderungen bekanntzumachen  – um für die zu sprechen, die keine Stimme haben, aber hungern müssen. Ich bin hier, um die Menschen zu vertreten, die von der von den G7 befeuerten Klimakrise am stärksten betroffen sind.

Und was sind Ihre Forderungen?

Wir wollen Finanzierungen, damit wir uns an den Klimawandel anpassen können. Wir sind von Dürre betroffen. Menschen hungern, haben kein Geld. Wir fordern Entschädigungen für diese Katastrophe.

Während Menschen unter den beschriebenen Zuständen leiden, werden beim G7-Gipfel vor einer bayerischen Bergkulisse Hände geschüttelt. Wie nehmen Sie die Politik der dort vertretenen Regierungen konkret wahr?

Sie konferieren hier gemütlich und besprechen, wie sie ihre ökonomischen Interessen weiter verteidigen können. Die Klimakrise, der Welthunger – also die wirklichen Probleme – stehen nicht auf ihrer Agenda. Sie, der globale Norden, haben all das zu verantworten. Anstatt aber über ihre Verantwortung zu reden oder etwas zu ändern, machen sie alles noch schlimmer. Sie planen weitere Investitionen in Öl und Gas, auch in Afrika. Wir haben keinen anderen Planeten. Das scheint ihnen aber egal zu sein.

Was können Sie von den Auswirkungen dieser Politik in Ihrem Land berichten?

Die G7-Staaten setzen ihre Interessen in Uganda durch, indem sie unsere Politiker korrumpieren. Wenn bei uns wieder mal westliche Konzerne nach Erdöl bohren, passiert das nicht im Interesse der Bevölkerung, sondern weil unsere Politiker viel Geld dafür kassieren. Und korrumpierbar sind diese auch deshalb, weil Uganda einen riesigen Schuldenberg hat. Die G7 nutzen das, um Länder wie Uganda zu erpressen und unsere Ressourcen auszubeuten. Das passiert auf dem Rücken der lokalen Bevölkerung und der Ärmsten.

Können die G7 überhaupt irgend etwas zur Problemlösung beitragen?

Wir hatten schon mehrere solcher Gipfel, bei denen die G7 tonangebend waren: Klimakonferenzen in Paris, Bonn oder Glasgow. Schon dort wurden die Länder des globalen Südens nicht beachtet. Das Problem ist, dass die G7 die Klimakrise nicht als Notstand begreifen. Das, was diese Staaten während der Bonner Klimakonferenz vor ein paar Wochen abgeliefert haben, war skandalös. Bei dem Treffen wurden Hilfen zur Bewältigung der Folgen der Klimakrise für den globalen Süden blockiert. Das können wir nicht akzeptieren. Statt dessen wurden neue Gas- und Ölverträge ausgehandelt.

Und übrigens: Selbst wenn Hilfen mal beschlossen werden, wie die 100 Milliarden Dollar während der Pariser Klimakonferenz 2015, dann heißt das noch lange nichts. Bis heute ist nichts davon bei uns angekommen. Die G7-Staaten behandeln uns, die Menschen aus dem globalen Süden, nicht als gleichwertig. Das ist ein Fakt, der hier in Elmau erneut deutlich gemacht wird.


Sie haben also keine Erwartungen an den Gipfel?

Nein. Das ist ein Gipfel wie alle davor. Schon 2019 stand die Klimakrise ganz oben auf der Agenda, auch 2021 war das so. Es ist aber nichts passiert, sie haben nichts getan. Das wird auch in diesem Jahr wieder so sein. Wir erwarten also nichts von dieser Veranstaltung. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass sich durch unseren Kampf etwas ändern wird. Daran halten wir uns fest.

Was ist also Ihre Botschaft an die Chefs der G7?

Wir brauchen Finanzierungen und Hilfen, wir wollen Geld sehen. Alles muss sich ändern. Wir verlangen Gerechtigkeit.

Interview: Raphaël Schmeller, Garmisch-Partenkirchen

Quelle: junge Welt