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Zusammenfassung

Autor Bastian
 - 06. Juli 2022, 09:04:39
Seit sechs Tagen stoppt das russische Gas in der Jamal-Pipeline an der deutsch-polnischen Grenze und wird zurück nach Polen gepumpt. Doch was ist der Grund für diesen Vorfall? Die Russen machen Deutschland Vorwürfe, die Polen den Russen.

Im November transportierte die russisch-europäische Gaspipeline Jamal-Europa noch 30 bis 40 Millionen Kubikmeter Gas täglich nach Westeuropa. Doch jetzt pumpen die Russen aktuell kein Gas nach Deutschland, sondern holen es zurück.

Seit Dienstag geht das so. Also nun bereits den sechsten Tag in Folge. Wie bereits an neun Tagen Anfang November, wurde an der Verdichterstation Mallnow (Brandenburg) Gas in die entgegengesetzte Richtung nach Polen gepumpt. Die Liefermenge war bereits in den drei Tagen vor eben jenem Dienstag deutlich reduziert worden, wie aus im Internet veröffentlichten Daten des Gasnetzbetreibers Gascade hervorgeht

Dass in Mallnow Gas in die andere Richtung fließe, sei nichts Außergewöhnliches, sagte eine Gascade-Sprecherin. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, floss auch am Sonntag das Gas mit einem Volumen von 1,2 Millionen Kilowattstunden Richtung Polen.

Zur Einordnung: Der Weg des russischen Gases über Polen ist kein unwichtiger. Im Jahr 2020 gelangten gut 23 Prozent des russischen Gases über Polen nach Deutschland.

Putin: Deutschland hat Gas an Polen verkauft - und die Preise hochgetrieben

Der Grund für die Falschrum-Pumpaktion ist unsicher. Am Dienstag bezeichnete der Kreml den Schritt als wirtschaftliche Entscheidung und nicht als eine politische. Es gebe keinen Zusammenhang mit der Befüllung des zweiten Strangs der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

Russlands Präsident Wladimir Putin fügte am Donnerstag hinzu, dass Deutschland das Gas an Polen und die Ukraine zurückverkaufe. Damit würden die Deutschen die Preise auf einem ohnehin überhitzten Markt weiter anheizen. Reuters schreibt, Putin würde Deutschland den Schwarzen Peter zuschieben.

Gazprom teilte zunächst lediglich mit, dass Gas entsprechend der Nachfrage und der geschlossenen Verträge geliefert werde. Am späten Samstagabend sagte ein Unternehmenssprecher dann: "Sämtliche Vorwürfe gegen Russland und Gazprom, wonach wir nicht genügend Gas an den europäischen Markt liefern würden, sind absolut unbegründet, inakzeptabel und unwahr." Auch er verurteilte Deutschlands Weiterverkauf an Polen scharf.

Polen bezichtigt Gazprom der "Manipulation"

Doch warum diese harten Geschütze? Die polnische Regierung hatte Moskau in dieser Woche vorgeworfen, seine Gaslieferungen über die Jamal-Pipeline nach Europa gestoppt zu haben und Gazprom der "Manipulation" bezichtigt. Gazprom wiederum begründete den Gas-Stopp Richtung Polen damit, dass derzeit keine Bestellungen vorlägen. Womöglich pumpte Deutschland also auch deshalb Gas nach Polen zurück, weil das Nachbarland aus Russland weniger geliefert bekam als sonst. Welche Gründe die Rückpump-Aktion nun wirklich hat, ist derzeit unklar.

Westliche Staaten werfen Russland seit Wochen vor, die Gaslieferungen nach Europa zu drosseln, um auf diese Weise politischen Druck auszuüben. Einige Experten sehen in dem Vorgehen einen Versuch Moskaus, die Inbetriebnahme der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Auch die massiven Spannungen an der ukrainischen Grenze sorgen seit Wochen für Streit zwischen Russland und dem Westen.

Gazprom-Chef: Genug Gas in Nord Stream 2 - doch Inbetriebnahme noch nicht in Sicht
Für den Betrieb von Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland steht weiter die Genehmigung der Bundesnetzagentur aus. Gazprom-Chef Alexej Miller sagte am Donnerstag, dass die fertige, aber bisher nicht zertifizierte Pipeline Nord Stream 2 bis Jahresende komplett einsatzbereit sei. Dann sei auch der zweite von beiden Strängen vollständig mit technischem Gas gefüllt, um den Betrieb zu starten. Ein Termin für die Inbetriebnahme der umstrittenen Leitung ist aber nicht in Sicht.

Putin will auch deshalb die Gaspipeline so schnell wie möglich ans Netz bringen, um die ambitionierten CO2-Ziele in Westeuropa zu verzögern. Nur mit langfristigen Gasverträgen kann Putin Russlands Anteile auf dem Weltenergiemarkt vorerst sichern.

Bundeswirtschaftsministerium beobachtet Gaslieferungen "sehr genau"

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte am Sonntag, es beobachte die Lage mit Blick auf die Gasversorgung und -mengen "sehr genau". "Die Versorgungssicherheit ist weiter gewährleistet", betonte das Ministerium in einer Mitteilung an die Nachrichtenagentur AFP. Anzeichen für Versorgungsengpässe gebe es aktuell nicht.

Rund zwei Drittel des nach Deutschland importierten Gases stammen laut Bundesnetzagentur aus Russland und GUS-Staaten. Die in Deutschland ankommenden Gasimporte werden zu großen Teilen durchgeleitet, häufig nach Österreich und in die Niederlande.

Quelle: Focus Online