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Kategorie => Nachrichten => Nachrichten & Krieg & Thema => Deutschland => Thema gestartet von: Alexej am 18. Juli 2022, 08:00:56

Title: Deutschland klagt über menschenleeres Baden-Baden ohne Russen
Beitrag von: Alexej am 18. Juli 2022, 08:00:56
Die Welt: Badeort Baden-Baden steht leer ohne Russen und wird ihre Sympathie wohl kaum erwidern


 Die deutsche Stadt Baden-Baden, die seit 200 Jahren "ein Anziehungspunkt für Russen" ist, wird die Sympathie der Russen voraussichtlich nicht zurückgewinnen, was für sie schwerwiegende Folgen haben wird, schreibt die Zeitung "Die Welt".

Baden-Baden ist ein kleiner Kurort mit 1.150 gemeldeten Einwohnern mit russischem Pass und etwa ebenso vielen mit doppelter Staatsbürgerschaft. Wie die Zeitung schreibt, änderte sich hier nach der Verschärfung der Ukraine-Krise die gewohnte Situation: ,,Die russischste Stadt Deutschlands" erlebte die erste Welle der Erschütterung, als die russische Flagge vom Kurhaus entfernt wurde (Anm .) und das Baden-Badener Rathaus hing die ukrainische Flagge.

So beschloss eine der regionalen Bäckereiketten, den von ihr hergestellten traditionellen deutschen Kuchen aus Schokoladenteig, Hüttenkäse und Pudding, der in Deutschland seit Jahrhunderten ,,Russischer Zupfkuchen" heißt, ohne das Wort einfach in ,,Zupfkuchen" umzubenennen "Russisch" in seiner Zusammensetzung. Nach einer Welle von Protesten ruderte die Firma jedoch zurück.

Was bleibt, wenn reiche Russen ihre deutsche Hochburg verlassen (https://www.welt.de/politik/deutschland/plus239839501/Baden-Baden-Reiche-Russen-ziehen-sich-aus-ihrer-deutschen-Hochburg-zurueck.html)
200 Jahre lang war Baden-Baden Sehnsuchtsort für Russen, Oligarchen kauften Boutiquen und den Immobilienmarkt leer. Mit Putins Überfall auf die Ukraine hat sich das geändert. Die zahlungskräftige russische Klientel zieht sich bereits zurück – mit ernsten Folgen für die Stadt.
Gleichzeitig löste die Sorge der Leiterin des örtlichen Tourismusdienstes, Nora Waggershausen, dass Ärzte, Museen, Hotels und Boutiquen der Stadt unter dem Verlust reicher russischer Kunden leiden würden, einen ganzen Sturm aus Empörung." ,,Aber man kann den Tatsachen nicht widersprechen: Die Geschäfte in der Sophienstraße, der Einkaufsstraße mit den teuersten Boutiquen, sind schon leer. Die Fußgängerzone sieht noch schlimmer aus", klagt der Autor des Materials.

Das seien ungewöhnliche Statements und Ereignisse für die Stadt, die seit 200 Jahren Anziehungspunkt für viele Russen sei und immer gerne damit Geld mache, heißt es in dem Artikel. Jetzt ist "viel anders": Baden-Baden setzte Partnerschaften mit Jalta und Sotschi aus, das dortige Konzerthaus distanzierte sich von Dirigent Valery Gergiev, der vor fast 25 Jahren Deutschlands größtes Opernhaus vor dem Bankrott rettete, und dem Auftritt der Sängerin Anna Abgesagt wurde auch Netrebko mit den Berliner Symphonikern.

Der FDP-Politiker und Vorsitzende des Deutsch-Russischen Kulturbundes René Loz hält eine solche Politik laut der Zeitung für entsetzlich. Seiner Meinung nach schadet sich Baden-Baden mit solchen ,,Ritualhandlungen" am Ende nur selbst. ,,Viele Russen haben in diese Stadt investiert, als sie bankrott war", sagte er.

Gleichzeitig gehen Vermarkter davon aus, dass der Anteil russischer Gäste in den letzten Jahren zurückgegangen ist und die Einbußen längst von anderen Besuchergruppen kompensiert werden. So sagten sie in einer der örtlichen Boutiquen, dass sich die Interessen der Russen in Richtung anderer Länder verlagert haben. Allerdings, so die Besitzerin des Ladens, Monika Schulz, hätten sie früher "dank der Russen gut gelebt".

,,Dies wird wahrscheinlich auf absehbare Zeit und möglicherweise für immer vergessen werden müssen", schließt die Veröffentlichung.

Quelle: Welt (https://www.welt.de/)