🏞 Isar - Mittenwald
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Mittenwald
Bild 2: Marktplatz von Mittenwald
Mittenwald (https://de.wikipedia.org/wiki/Mittenwald) (boarisch Mittawoid (https://bar.wikipedia.org/wiki/Mittawoid)] ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen im oberen Isartal, etwa 80 Kilometer südlich von München zwischen dem Karwendel- und dem Wettersteingebirge und unmittelbar an der Grenze zu Österreich. Der Ort ist Deutschlands höchstgelegener Luftkurort. Die Mittenwalder Karwendelbahn ist die zweithöchste Luftseilbahn Deutschlands.
Der Markt bildet mit Krün und Wallgau den Tourismusverbund Alpenwelt Karwendel, der die Region ganzjährig als Ausgangspunkt für Sport- und Freizeitaktivitäten wie Wandern, Bergsteigen, Klettern sowie alpinen Skilauf und Skilanglauf vermarktet. Das Dammkar ist Deutschlands längste Skiabfahrt. Die Strecke misst 7,5 km.
Mittenwald liegt in der Region Oberland und zugleich im Werdenfelser Land. Westlich des auf rund 912 m ü. NHN gelegenen Ortes befinden sich die beiden Bergseen Lautersee und Ferchensee und das Wettersteingebirge. Östlich entlang des Mittenwalder Ortszentrums fließt die Isar, über der die Gipfel des Karwendel aufragen.
In antiker Zeit verlief durch Mittenwald die Römerstraße Via Raetia über den Seefelder Sattel und den Brenner. Nach ihrer Befestigung als Fahrstraße im 2. Jahrhundert. n. Chr. unter Kaiser Septimius Severus lief sie der über Fern- und Reschenpass verlaufenden Via Claudia Augusta, die ebenfalls Augsburg (Augusta Vindelicum) und Bozen (Pons Drusi) verband, den Rang als wichtigste Verbindung ab. Auf Mittenwalder Gebiet könnte die von der Tabula Peutingeriana erwähnte Straßenstation Scarbia gelegen sein. Ein römischer Meilenstein wurde um das Jahr 1500, und zwei weitere im Jahre 1996 und 1997 bei Mittenwald gefunden.
Die Römer nannten den Karwendel um 200 nach Christus ,,mons nigris" also Schwarzer Berg. Der Name Schwarzenberg war bis zum Dreißigjährigen Krieg gebräuchlich. Noch heute zeugt der Straßenname ,,Am Schwarzenfeld" von dieser Zeit.
Der Militärhistoriker und Experimentalarchäologe Marcus Junkelmann überquerte 1985 mit acht rekonstruierten Römischen Legionären die Alpen. Die Route verlief zunächst von Verona über Trient, dann über den Brenner und Mittenwald nach Augsburg.
Der Ort geht auf eine im Scharnitzwald gelegene Rodungssiedlung zurück und wurde erstmals 1096 als in media silva und in den Jahren 1120/26 mit der deutschen Bezeichnung Scernizwalt urkundlich erwähnt. 1305 wurde ihm das Marktrecht verliehen.
Die Wälder der Umgebung waren Grundlage für das Gewerbe der Flößerei. Die Zunft der Flößer verfügte in Mittenwald über 20 Meister und zahlreiche Gesellen. Siehe auch: Flößerei auf der Isar
Mittenwald war einer der Hauptorte der zwischen Tirol und Bayern gelegenen ehemaligen Grafschaft Werdenfels, die von 1294 bis zur Säkularisation 1802 dem Hochstift Freising angehörte und erst durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern fiel. Daher enthält das Gemeindewappen von Mittenwald auch den ,,Freisinger Mohren".
Im Mittelalter bedeutender Umschlagplatz auf der Handelsroute vom unteren Weg von Augsburg/Nürnberg nach Venedig, profitierte Mittenwald ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert vom Rottfuhrwesen, dem zwischen 1487 und 1679 von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen wegen des Kriegs mit der Republik Venedig nach Mittenwald verlegten Bozener Markt und dem transalpinen Fernhandel über die Via Imperii.
Am Ende des 17. Jahrhunderts entfalteten sich unter diesen Voraussetzungen neue Gewerbe wie die Bortenwirkerei, die Filetseidenstickerei und ab 1689 der Geigenbau, begründet durch Matthias Klotz. Seitdem entwickelte sich Mittenwald neben dem sächsischen Markneukirchen bis heute zum bedeutendsten Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus in Deutschland (siehe unten).
Auf seiner ersten Italienreise übernachtete Johann Wolfgang von Goethe 1786 im noch heute existierenden Goethehaus. Er nannte diesen Ort ,,ein lebendiges Bilderbuch". Ob Martin Luthers Romreise über Mittenwald verlief, wird bis heute diskutiert.
Napoleons Soldaten konnten 1805 mit der Hilfe der Mittenwalder die Leutascher Schanze über den ,,Franzosensteig" ohne nennenswerte Verluste einnehmen. Dieser Pfad ist heute ein beliebter Wanderweg.
Am 17. August 1836 brach in Mittenwald die erste Cholera-Epidemie in Bayern aus. Zur Erforschung der Ursachen des Ausbruchs und zu ihrer Eindämmung wurde Dr. Karl Pfeufer von der Bayerischen Staatsregierung als ärztlicher Regierungskommissar nach Mittenwald beordert. Er ließ die Straßen und Abwasserkanäle reinigen, richtete eine ärztliche "Behandlungsanstalt" mit zwölf Ärzten und einem Apotheker ein, sowie ein Leichenhaus und eine kostenlose Suppenküche für die Bevölkerung. Im Verlauf der Epidemie erkrankten 145 Bewohner in 118 Häusern an Cholera, wovon 58 starben (40 %). Betroffen waren überwiegend ältere und ärmere Menschen aber auch Kinder. Vereinzelte Fälle traten auch in Krün, Wallgau, Klais und Scharnitz auf. Am 30. Oktober 1836 trat der letzte Cholera Fall in Mittenwald auf.
Der Kunstmaler Fritz Prölß, der auch bei Franz Defregger studierte, verbrachte viele Sommer in Mittenwald.
Der Elektroingenieur-Pionier und Gründer des Deutschen Museums, Oskar von Miller, erbaute das Wasserkraftwerk am Mühlbach, das 1898 feierlich eröffnet wurde.
Mit der Eröffnung der Mittenwaldbahn zwischen Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck 1912 kam der Fremdenverkehr in den Ort. Auf bayerischer Seite wurde sie anfangs noch mit Dampflokomotiven betrieben, weil das Walchenseekraftwerk noch nicht fertiggestellt war.
Mittenwald wurde in den 1930er Jahren Garnison und Ausbildungszentrum der Gebirgstruppe der Wehrmacht. Dort fanden mehrfach Belastungsproben an den damals neuartigen Halbkettenfahrzeugen statt. Seit 1956 hat es diese Funktion erneut im Rahmen der Bundeswehr. Karl-Theodor zu Guttenberg absolvierte seinen Wehrdienst 1991 im Gebirgsjägerbataillon 233. Der Militärhistoriker und General a. D. Klaus Reinhardt diente in den 60er Jahren auch in Mittenwald.
1937/38 wurden in Mittenwald mehrere ,,Judenabwehrschilder" aufgestellt. Dies organisierte der damalige Kurdirektor von Garmisch-Partenkirchen Hans Reitinger, der Mitglied im ,,Kameradenkreis Werdenfels" war.
Im Sommer 1944 stürzte ein US-Bomber des Typs B17 ,,Flying Fortress" im Riedboden ab. Alle neun Besatzungsmitglieder überlebten.
Die Haupteinnahmequelle des Ortes stellt mit Abstand der Tourismus dar. Es gibt rund 600 Beherbergungsbetriebe mit ca. 5400 Betten sowie etwa 70 Restaurationsbetriebe. Neben einer gut ausgebauten Infrastruktur (u. a. Tennishalle, Sessellift, Karwendelbahn, Skigebiet am Kranzberg) ist Mittenwald auch bekannt für sein altüberliefertes kulturelles Brauchtum. Alle fünf Jahre findet dort der ,,Bozner Markt" statt, außerdem alle vier Jahre der Internationale Geigenbauwettbewerb.
Die Gemeinde gilt, neben dem Musikwinkel im sächsischen Vogtland, als das bedeutendste deutsche Zentrum des Streich- und Zupfinstrumentenbaus unserer Zeit. Die Mittenwalder können in diesem Bereich auf eine über 300-jährige Tradition zurückblicken, als deren Begründer Matthias Klotz (1653–1743) gilt. Heute gibt es in Mittenwald ca. 10 selbständige Geigenbaumeister. Außerdem gibt es die Staatliche Musikinstrumentenbauschule Mittenwald mit ca. 45 Schülern in 7 Semestern. Sie wurde 1858 durch die Regierung von Bayern unter König Maximilian II. zur Ausbildung der sogenannten Heimarbeiter gegründet, die Geigenteile herstellten, die dann bei den Verlegern zusammengebaut und in die ganze Welt verkauft wurden. Durch diese Einzelteilanfertigung waren die Geigenbauer nicht mehr in der Lage, ein ganzes Instrument zu bauen. Zusätzlich besteht an der Geigenbauschule seit 1980 ein Zweig für Zupfinstrumentenmacher.
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