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Putin kommt nach Teheran

Begonnen von Steven, 14. Juli 2022, 09:28:09

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Steven

Zweite Auslandsreise des russischen Präsidenten seit Einmarsch in Ukraine. Gerüchte über Lieferung iranischer Drohnen

Der russische Präsident Wladimir Putin wird am Dienstag der nächsten Woche die iranische Hauptstadt Teheran besuchen. Die Bekanntgabe erfolgte kurzfristig – einen Tag bevor US-Präsident Joseph Biden am Mittwoch in Israel zu einer mehrtägigen Tour in der Region landete, in deren Verlauf er auch die seit 1967 von Israel besetzte Westbank besuchen will und die ihn dann weiter nach Saudi-Arabien führen soll.

Das zeitliche Zusammentreffen muss man nicht als rein zufällig interpretieren. Putin hat ein Interesse daran, die russische Präsenz in der Region auch unter den gegenwärtigen Umständen zu demonstrieren. Es ist erst die zweite Auslandsreise des Präsidenten, seit Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert ist. Zuvor hatte Putin am 30. Juni an einem Standardtreffen der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres – das sind neben Russland der Iran, Turkmenistan, Aserbaidschan und Kasachstan – in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat teilgenommen. Auf dem Weg dorthin hatte er am 28. Juni in Tadschikistan Station gemacht. Dort sind hauptsächlich wegen der instabilen Lage in Afghanistan seit vielen Jahren rund 7.000 russische Soldaten stationiert. Als Themen des Gesprächs zwischen Putin und seinem Amtskollegen in Duschanbe wurden an erster Stelle die militärische Zusammenarbeit und die Lage der tadschikischen Migranten in Russland genannt.

Der Besuch des russischen Präsidenten im Iran ist eine deutliche Demonstration, dass beide von den westlichen Politikern und Medien verteufelte Länder weder isoliert sind noch sich gegeneinander ausspielen lassen. Im Gegenteil zwingt der Westen die von ihm sanktionierten und ständig verbal attackierten Staaten, darunter selbstverständlich auch China, zu einem Ausbau und einer Intensivierung ihrer Zusammenarbeit.

Abgesehen von diesem strategischen Hintergrund ist aber auch Putins Reise nach Teheran standardmäßig: Er wird dort mit seinen iranischen und türkischen Amtskollegen Ebrahim Raisi und Recep Tayyip Erdogan im Rahmen des sogenannten Astana-Formats zusammentreffen. Dabei geht es um einen mehr oder weniger institutionalisierten Versuch der drei Staaten, ihre unterschiedlichen Interessen, Perspektiven und Vorgehensweisen in Syrien miteinander zu vereinbaren. Das ist insbesondere zwischen Russland und der Türkei schwierig.

Daneben ist zu erwarten, dass die drei Präsidenten am kommenden Dienstag auch jeweils zu Zweiergesprächen zusammenkommen werden, um sich zu Fragen von gemeinsamem Interesse auch einmal oberhalb der Arbeitsebene der ständigen sachbezogenen Diskussion und Kooperation nach außen vernehmbar zu äußern. Dabei wird voraussichtlich auch über die Ermöglichung von Getreideexporten aus dem Schwarzen Meer gesprochen werden.

Kurz vor dem Beginn von Bidens Reise in den Nahen Osten hatte die US-Regierung am Montag durch ihren Nationalen Sicherheitsberater Jacob Sullivan das Gerücht in die Welt gesetzt, Russland wolle vom Iran mehrere hundert Drohnen, »darunter auch mit Raketen bewaffnete«, kaufen. Bei dieser Gelegenheit sagte Sullivan, es sei nicht bekannt, ob der Iran schon Drohnen – englisch abgekürzt UAV – an Russland geliefert habe, aber der US-Regierung lägen Informationen vor, dass Teheran sich darauf vorbereite, russische Truppen im Gebrauch der unbemannten Flugkörper auszubilden.

Glaubwürdig scheint diese Behauptung nicht. Zwar produziert Iran schon seit dem irakischen Angriffskrieg in den 1980er Jahren eigene, zunächst wenig effektive UAV. Unter dem Zwang der westlichen Sanktionen hat die iranische Waffenindustrie auf allen Gebieten große Fortschritte gemacht. Aber auch Russland stellt modernste Drohnen in großer Zahl her. Die Behauptung, dass seine Kapazitäten erschöpft seien, sollte man mit sehr viel Misstrauen betrachten. Iran hat das gezielt gestreute Gerücht am Mittwoch dementiert.

Quelle: junge Welt
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Steven Rohrmooser
      Redaktion


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