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ZEHN JAHRE ROJAVA: »Gesund werden, um weiter zu kämpfen«

Begonnen von Bastian, 15. Juli 2022, 06:00:14

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Bastian

Kriegsversehrte in Autonomer Region Nord- und Ostsyrien befürchten Invasion durch NATO-Staat Türkei

Der junge Mann, der das Tor öffnet, trägt schwarze Trekkingsandalen und zieht sein rechtes Bein nach. Die Klimaanlage dröhnt laut auf der Terrasse, eigentlich machen in der Mittagshitze alle Mittagsschlaf oder sind bei der Physiotherapie. Langsam spricht sich herum, dass Besuch da ist, und zwei Frauen kommen in piependen Rollstühlen angefahren. »Du bringst kein Brot und kein Salz«, sagt die Frau im gelben T-Shirt gespielt vorwurfsvoll auf Kurmandschi. Soll so viel heißen wie: Du kümmerst dich nicht genug um uns. In Nordostsyrien gibt es über 20.000 Kriegsversehrte. Sie organisieren sich in Kriegsversehrtenzentren, die fast in jedem Dorf zu finden sind.

»Warum wird ein Mann wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan von der NATO geschützt, wenn er einen Völkermord an den Kurden begehen möchte?« fragt Zarin. Sie war eine berühmte Scharfschützin der kurdischen Frauenkampfeinheit YPJ, bevor sie schwer verwundet wurde. Nun sitzt sie im Rollstuhl und muss alles neu lernen: essen, sprechen, laufen. Ihre Mitbewohnerinnen kennen Zarin so gut, dass sie ihre Wörter und Sätze vervollständigen können.

Die Zugeständnisse der NATO an die Türkei, damit diese einem Beitritt Schwedens und Finnlands zum Kriegsbündnis zustimmt, verschärfen die Situation in Nordostsyrien. Die Vertreter der Autonomen Regierung Nord- und Ostsyrien gehen von einer baldigen Invasion Ankaras aus und haben am Mittwoch vergangene Woche den Notstand ausgerufen.

Ilham Ahmed, Kovorsitzende des Exekutivausschusses des Syrischen Demokratischen Rates, sagt am Mittwoch gegenüber junge Welt: »Die Bedrohung einer türkischen Invasion in Nordostsyrien existiert schon länger. Doch gerade versucht Erdogan, grünes Licht zu bekommen, von den USA, Russland und dem Iran, um in die Angriffsphase überzugehen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Drohungen um den zehnten Jahrestag der Revolution am 19. Juli verstärkt werden.« Die »Revolution« habe eine Veränderung in der Gesellschaft angestoßen, Frauen seien laut Gesellschaftsvertrag gleichberechtigt, es gebe ein Zusammenleben in ethnischer und religiöser Vielfalt. »Durch die Angriffe sollen die Errungenschaften des demokratischen Projekts der Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien zerstört werden«, so Ahmed.

Der Preis, den viele junge Kämpferinnen und Kämpfer für ein Fortbestehen der Selbstverwaltung zahlen, ist hoch. Aze ist 23 Jahre alt und trägt eine rosa Bluse und dazu passende rosa Socken. Ihre Haare sind zu einem dicken Zopf geflochten. Auch sie wohnt im Kriegsversehrtenzentrum und sitzt im Rollstuhl. »Hier waren schon viele Leute zu Besuch, Ärzte, Psychologen, Soziologen. Alle sind überrascht, dass wir Verwundeten uns organisieren«, sagt sie. Sie sei weder depressiv, noch fühle sie sich invalide: »Wir haben eine Aufgabe.«

Aze sieht die momentane Bedrohung im größeren Kontext: dem neoosmanischen Anspruch Erdogans. Das in Nordostsyrien erprobte System des Konföderalismus stelle sich gegen den Kapitalismus, deshalb verschlössen die neoliberalen EU-Staaten die Augen vor den Menschenrechtsverletzungen, die in der Region durch türkische Angriffe an der Tagesordnung sind. Der Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) habe die ganze Welt betroffen, weshalb es viel internationale Unterstützung, unter anderem von der »Anti-IS-Allianz«, gegeben habe. Nun seien die kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer wieder alleine mit der dschihadistischen Bedrohung: Dem NATO-Mitglied Türkei werde freie Hand gelassen.

»Wir wollen schnell wieder gesund werden, um weiter zu kämpfen«, sagt Aze. Bis dahin schreibt sie Gedichte. Eines trägt sie vor, handgeschrieben, aus einem ledergebundenen Schreibheft. Darin weint eine Mutter um ihr im Krieg gefallenes Kind.

Quelle: junge Welt
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Bastian Gruber
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