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INDIEN UND DER WESTEN: Position der Stärke

Begonnen von Steven, 06. Juli 2022, 08:26:31

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Steven

Antirussische Ausrichtung gefordert: Indien lassen Appelle des Westens kalt. Beziehungen zu Moskau werden ausgebaut

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine lässt Indien keinen Zweifel an seiner neutralen Haltung. Das schließt selbstverständlich die Weiterführung und sogar den Ausbau seiner Wirtschaftsbeziehungen mit Russland ein. Zuletzt machte das ein Telefongespräch zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem indischen Regierungschef Narendra Modi am vergangenen Freitag deutlich. In diesem versicherte Putin, Russland bleibe »ein zuverlässiger Partner und Lieferant von Getreide, Düngemitteln und Energieträgern«, wie der Kreml später in einer Mitteilung schrieb. Das Büro von Modi teilte nach dem Telefonat mit, der indische Premier und Putin hätten Ideen darüber ausgetauscht, wie der bilaterale Handel bezüglich Landwirtschaftsgütern, Dünger und Pharmaprodukten gefördert werden könnte.

In den vergangenen Wochen hat Indien bereits die Einfuhr russischen Rohöls deutlich ausgebaut. Im Juni erreichte das Land Mitteilungen zufolge mit einem Import von täglich einer bis 1,2 Millionen Barrel das 50fache der Menge, die vor Februar in Russland gekauft worden war – ein heftiger Rückschlag für den Westen und insbesondere die USA. Dabei waren in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte bei der Bindung Neu-Delhis an den Westen gemacht worden, insbesondere in der Frontbildung gegen die Volksrepublik. Nun sind es ausgerechnet Indien und China, die einen großen Anteil am Unterlaufen der westlichen Sanktionen gegen Russland haben.

Und es scheint, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Moskau und Neu-Delhi in Zukunft durchaus noch enger werden könnten. Auf dem jüngsten Gipfeltreffen der BRICS-Staaten Ende Juni, zu welchen neben Russland die sogenannten Schwellenländer Brasilien, Indien, China und Südafrika gehören, erklärte Putin, Moskau werde seine Wirtschaft nun noch mehr auf Neu-Delhi und Beijing ausrichten. An der neutralen Haltung Modis konnten auch die Staats- und Regierungschefs der G7 nichts ändern, zu deren Treffen in Elmau Modi nur wenige Tage später ebenfalls eingeladen war.

Als Erklärung dafür, dass sich Indien bezüglich des Ukraine-Kriegs neutral verhält, wird meist angeführt, das Land sei in bezug auf seinen Militär- und Energiebedarf von Russland abhängig. Dementsprechend versucht der Westen, Neu-Delhi Alternativen »anzubieten«. Bereits im April erklärte US-Präsident Joseph Biden in einem Videogespräch mit Modi, Washington könne Indien bei der Diversifizierung seiner Energiequellen helfen, berichtete der australische Sender ABC. Obwohl das Gespräch laut Angaben eines anonymen »US-Offiziellen« »warm und produktiv« gewesen sei, beharrte der indische Premier darauf, seine eigenen Entscheidungen bezüglich Russlands zu machen.

Im Gegensatz zu vergangenen Jahrzehnten agiert Indiens herrschende Klasse heute aus einer Position der Stärke heraus. Die Wirtschaft des Landes, die von einer Handvoll Kapitalisten kontrolliert wird, hat ein riesiges Potential. Mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen und wichtigen Teilen der Gesellschaft, die noch nicht in den kapitalistischen Markt eingebunden sind, ist die Möglichkeit, große Kapitalmengen anzuhäufen, enorm. Hieraus lassen sich auch die Bestrebungen erklären, dass Indien eher früher als später »den Weltmarkt in allen Bereichen erobern« will, wie es der Handelsminister Piyush Goyal bereits am 26. Juni 2021 ausdrückte.

Doch die indische Kapitalistenklasse agiert nicht nur in Indien selbst, sie exportiert in zunehmendem Maßstab eigenes Kapital und übernimmt ausländische Unternehmen. Ein anschauliches Beispiel dafür: Im Jahr 2010 kam die Adani-Gruppe, der zweitgrößte Konzern Indiens, mit dem australischen Unternehmen Linc Energy darüber überein, dessen Kohleaktiva für 500 Millionen Australische Dollar zu kaufen. Darüber hinaus wird Adani in den kommenden 20 Jahren für jede geförderte Tonne Kohle eine Lizenzgebühr von zwei US-Dollar an das australische Bergbauunternehmen zahlen: insgesamt 2,5 Milliarden Australische Dollar, schätzte The Hindu damals.

Auch der Westen ist sich des wirtschaftlichen Potentials Indiens bewusst. Nicht nur die schiere Bevölkerungsgröße spielt hierbei eine Rolle, auch wenn das ein riesiges Angebot an günstigen Arbeitskräften bedeutet. Das Land stellt ein wichtiges Ziel für den Kapitalexport des Westens dar. Hinzu kommen geographische Gegebenheiten, die zur Deckung seines Nahrungsmittelbedarfs dienen können. Geopolitisch ist das Land seit langem fester Bestandteil der indopazifischen Strategie der USA und einer ihrer wichtigsten Verbündeten gegen die Volksrepublik China. Auch hierin dürfte ein Grund dafür liegen, dass es der Westen bislang bei Appellen belässt, die Position gegenüber Russland zu revidieren – im Hintergrund steht die Angst, dass sich Indien Richtung China orientiert.

Quelle: junge Welt
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Steven Rohrmooser
      Redaktion


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