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KRIEG SEIT 2015: Waffen schweigen weiter

Begonnen von Kasper, 29. Juli 2022, 09:42:50

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Kasper

Jemen: Verhandlungen über Verlängerung von Kampfpause. Kernpunkt für Ansarollah ist Lockerung von Luft- und Seeblockade


Alltag wieder möglich: Zwei Verkäufer warten auf Kundschaft für ihre Opferziegen (Sanaa, 6.7.2022)


Die Vereinten Nationen unternehmen größte Anstrengungen, um eine viermonatige Waffenruhe im Jemen um sechs weitere Monate zu verlängern. Am Dienstag reiste der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, zu Gesprächen mit Vertretern der international zumeist anerkannten, verfassungsgemäß jedoch illegitimen »Regierung« von Abed Rabbo Mansur Hadi in die südjemenitische Stadt Aden. Zuvor war Grundberg zu Gesprächen mit dem Chefunterhändler der Ansarollah (»Huthis«) im Oman sowie mit Vertretern der jemenitischen »Regierung« in Saudi-Arabien. Der aktuelle Waffenstillstand markiert die längste Phase relativer Ruhe seit 2015, als eine von Saudi-Arabien geführte Koalition den Krieg begonnen hatte. Sollten die Verhandlungen über eine sechsmonatige Verlängerung erfolgreich sein, böte das die Chance auf substantielle Friedensverhandlungen und ein Ende des Krieges im Jemen, wo laut UNO die »schlimmste humanitäre Krise der Welt« herrscht.

Die zunächst zweimonatige Waffenruhe begann am 2. April und wurde um zwei weitere Monate bis zum 2. August verlängert. Militärische Angriffe wurden zwar nicht flächendeckend eingestellt, doch deutlich verringert. So wurden im ersten Monat laut UNO über die Hälfte weniger Zivilisten weniger getötet oder verletzt. Nach Zahlen des Yemen-Data-Projects waren in den Monaten April bis Juni erstmals seit Kriegsbeginn keine Luftschläge zu verzeichnen. Doch am Dienstag vergangener Woche beschuldigten die Ansarollah die von Saudi-Arabien geführte Kriegskoalition, Positionen im Dhale-Gouvernement bombardiert zu haben. In einer Erklärung wies die Koalition die Anschuldigungen zurück. In Aden, der wichtigsten Hafenstadt im Südjemen, gab es zu Beginn der Waffenruhe noch vereinzelt Kämpfe zwischen Ansarollah und den Regierungstruppen, doch ist es hier seit mehreren Wochen ruhig, berichtete der Lehrer Eyad Alsrori aus Aden am Donnerstag gegenüber junge Welt.

Kernpunkte der Verhandlungen über die Verlängerung der Waffenruhe sind neben der Auszahlung von Gehältern an Staatsbedienstete vor allem die Lockerung der Luft- und Seeblockade. Nach Jahren der Schließung des Flughafens gab es seit April wieder erste Flüge vom Sanaa Airport nach Saudi-Arabien und Jordanien, doch läuft die Teilöffnung schleppend. Auch die Öffnung des Hodeida Ports, des mit Abstand umschlagstärksten Hafens im Jemen und zentral für die Versorgung, stockt.

Die Verhandlungen um die Öffnung wichtiger Straßen um Hodeida, Al-Dschauf und vor allem um die Bergstadt Taiz lieferten erste Ergebnisse. Die zweitgrößte Stadt des Jemen, die als dessen Kulturhauptstadt gilt, wird seit über sieben Jahren von den Ansarollah belagert. Anfang Juli verkündete der Oberste Politische Rat (SPC), das De-facto-Regierungsorgan der Rebellen, die »unilaterale« Öffnung zumindest einer wichtigen Nebenstraße aus Taiz heraus, um die humanitäre Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Die mögliche Öffnung weiterer Straßen dient den Ansarollah als Tauschpfand in Friedensverhandlungen. Die Hauptstraße, die Taiz gen Norden auch mit der Hauptstadt Sanaa verbindet, könne geöffnet werden, wenn sich alle Truppen der »Regierung« aus Taiz zurückziehen sollten, so der SPC.

Der Krieg im Jemen wütet seit März 2015. Damals begann eine Koalition aus neun Parteien, das Land zu bombardieren, um den Aufstand der Ansarollah zurückzuschlagen. In den Monaten zuvor hatten die Rebellen die Hauptstadt Sanaa und weite Teile der dichtbesiedelten Region im Westen und Norden erobert und de facto die Macht im Land übernommen. Der Krieg hat schon 377.000 Todesopfer gefordert, so eine Studie der University of Denver im Auftrag der UNO vom November 2021. Rund 70 Prozent aller Kriegstoten sind demnach Kinder unter fünf Jahren. Am Sonnabend vergangener Woche wurde in Taiz ein Dreijähriger durch den Einschlag einer Mörsergranate auf einem Spielplatz getötet, berichtet die Kinderrechtsorganisation Save the Children; sieben weitere Kinder wurden verletzt. Im Gouvernement Al-Baida im Süden des Landes sind am Mittwoch zwei Kinder durch eine explodierende Landmine getötet worden, während sie Schafe weiden ließen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Quelle: junge Welt
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 Kasper Schneider



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