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Letzter Beitrag: 09. März 2023, 12:25:44
🐝 Regensburg: Steinerne Brücke von Severin

🚨 ERDBEBEN IN SYRIEN »Lasst uns einfach in Ruhe«

Begonnen von Michi, 30. April 2023, 08:54:44

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Michi

🚨 ERDBEBEN IN SYRIEN
»Lasst uns einfach in Ruhe«

Krieg, Sanktionen, Krise: Erdbeben hat mit Syrien schwer geschädigtes Land getroffen


Tanzen und singen, um das Trauma von Krieg und Erdbeben zu bewältigen

Etwa 59.000 Menschen haben Anfang Februar beim großen Erdbeben in Vorderasien ihr Leben verloren. Mehr als 8.000 davon in Syrien – in Aleppo, Idlib, Hama und entlang der Mittelmeerküste zwischen Latakia und Tartus. 45.000 syrische Familien, geschätzte 225.000 Personen, wurden obdachlos. In Aleppo-Stadt stürzten nach offiziellen Angaben 54 Häuser vollständig ein, viele davon waren bereits durch den Krieg beschädigt.

Nach offiziellen Angaben konnten bislang in Aleppo und Latakia jeweils 16 Häuser wieder instand gesetzt werden. Die Hilfsbereitschaft war groß. Kleider und Hygiene- sowie Lebensmittel wurden gespendet, öffentliche Küchen eingerichtet. Die Industriekammer von Aleppo sammelte Spenden, mit denen 900 Familien – etwa 4.900 Personen – mit genügend Geld versorgt wurden, um für 1,5 Jahre eine neue Wohnung mieten zu können. Syrische Geschäftsleute im Ausland spendeten für Milchpulver, das im Zentrum der Stadt an Hilfsbedürftige verteilt wird. Syrische Industrielle in Ägypten schickten Dialysegeräte für Krankenhäuser. Noch immer ist die Not groß, und nicht alle Betroffenen haben eine Unterkunft.

Völlig überfordert

In einem Neubauviertel am westlichen Stadtrand von Aleppo liegt die Al-Bairuni-Schule. Die massiven Mehrfamilienhäuser aus Kalkstein haben das Erdbeben überstanden, doch wegen des Krieges, einseitiger wirtschaftlicher Strafmaßnahmen bzw. Sanktionen durch EU und USA sowie wegen der schweren Wirtschaftskrise befinden sich viele von ihnen noch im Rohbau.

Nach dem Erdbeben hat man dort Familien einquartiert. »Die meisten der obdachlos Gewordenen konnten inzwischen bei Verwandten oder in anderen Wohnungen untergebracht werden«, sagt Abdul Nasser M., ein freiwilliger Helfer. »Heute wohnen hier noch 49 Familien, insgesamt 293 Personen. Unter ihnen 76 Kinder, die älter als zwölf Jahre sind.« Die Familien seien aus zehn anderen Schulen hierher in die Bairuni-Schule gekommen. Unterricht wird täglich gegeben, unter anderem von UNICEF unterstützt. Die syrische Organisation Amal (Hoffnung) versorge die Menschen medizinisch und habe Container im Hof aufgestellt. Einer hat Duschen und Toiletten für Männer, ein zweiter für Frauen. Ein dritter, etwas kleinerer ist für Menschen mit Behinderungen vorgesehen.

Täglich kommen Psychologen in die Schule, um betroffene Kinder und Erwachsene psychologisch und sozial zu versorgen. »Alle Menschen haben den Krieg durchlebt, dann gab es Covid-19 und nun das Erdbeben«, sagt der ernste junge Mann. »Die Menschen sind völlig überfordert.« Er und seine Kolleginnen und Kollegen arbeiteten und spielten mit den Kindern. Sie seien auch Ansprechpartner für alle denkbaren Fragen.

Der 26jährige Abdul Nasser und sein Kollege Mohammed N. tragen dunkelblaue Westen mit den Buchstaben CCS auf dem Rücken. Darüber ist ein Lorbeerkranz mit zwei Kindern in der Mitte zu sehen. CCS stehe für »Syrische Gesellschaft für die Gesundheit von krebskranken Kindern«, erklärt Abdul Nasser. Die Hilfsorganisation wurde 2012 gegründet und hat heute Niederlassungen im ganzen Land.

Dann stellt er Mosna Olabi vor, eine schmale, jugendlich wirkende Frau. Sie ist die Gründerin und Leiterin der Hilfsorganisation. Resolut und mit kräftiger Stimme trägt sie ihre Anliegen vor. Vor dem Krieg habe sie Modedesign in London studiert, erzählt sie und lacht. Dann sei sie nach Aleppo zurückgekehrt, um zu helfen. Aus diesen Bemühungen sei mit der Zeit CCS entstanden. »Wir erhalten Spenden von syrischen Stiftungen und Hilfsorganisationen«, erklärt Olabi. Die Organisation dürfe auch Spenden aus dem Ausland annehmen. »Wir stellen Anträge an die UN-Organisationen«, die oft, aber nicht immer bewilligt würden. Auch der Norwegische Flüchtlingsrat helfe. »Ich habe nie daran gezweifelt, dass wir den Krieg gewinnen werden«, sagt sie. »Aber die Zerstörung ist einfach zu groß. Die gut ausgebildeten Menschen haben wir verloren, und jetzt kam auch noch das Erdbeben.« Sie frage sich oft, wie Syrien das alles werde bewältigen können. Auf die Frage, wie das Ausland helfen könne, sagt sie nach kurzer Pause: »Lassen Sie uns einfach in Ruhe. Dann finden wir schon einen Weg.«

Alles verloren

»In Ruhe lassen« ist in Syrien eine Umschreibung dafür, die politische Isolation des Landes durch die USA und deren europäische Partner, die Besatzung und Aufspaltung Syriens, die Sanktionen und den Wirtschaftskrieg gegen das Land zu beenden. Das aber sagt Olabi nicht.

Auf ihrem Handy blättert sie Bilder vom vergangenen Eid-Fest durch, dem Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan, das man auch Zuckerfest nennt. »Hier haben wir mit Kindern in Hasaka gefeiert«, sagt sie fröhlich. Es sei ein doppeltes Fest gewesen, weil zwei der Kinder, die an Krebs erkrankt waren, als gesund entlassen wurden.

Im Flur vor dem Besprechungszimmer wird es laut. Musik erschallt, Kinder rufen laut durcheinander. »Wir haben einen kleinen Wettbewerb für die Kinder vorbereitet«, sagt Olabi, steht auf und geht zügig voraus. Auf dem Schulhof haben sich viele Kinder und weitere Freiwillige von CCS versammelt. Sie tanzen. Dann müssen die Kinder zu Musik verschiedene Übungen nachmachen, die von zwei CCS-Mitarbeiterinnen vorgeführt werden. Am Ende der Veranstaltung werden kleine Geschenke verteilt, und die Freude der Kinder zaubert selbst den Eltern, die dem Spektakel von der Schultreppe aus zusehen, ein Lächeln auf die ernsten Gesichter.

Mosna Olabi verabschiedet sich zum nächsten Termin, es bleibt noch Zeit, einige Worte mit Abdul Nasser zu wechseln. Für ihn und seine Freunde sei es selbstverständlich zu helfen, sagt er. Erst im Krieg, jetzt nach dem Erdbeben. »Aber wir haben unser eigenes Leben verloren. Unsere Kindheit haben wir an den Krieg verloren. Nun leben wir in einer Wirtschaftskrise und verlieren unsere Jugend.« Er studiert Jura, doch ob er jemals ein »normales Leben« wird führen können, wisse er nicht. »Jetzt helfe ich diesen Familien, die mit dem Erdbeben alles verloren haben. Und ich arbeite mit den krebskranken Kindern. Wenn ich mit ihnen lerne und spiele und sie mich dann anstrahlen, weil sie sich freuen, vergesse ich alles andere.«

Quelle: junge Welt
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"Michi" Ilija Gosha Smirnow



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