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👻 GESCHICHTSPOLITIK Sturm der Empörung

Begonnen von Ludwig, 17. Mai 2023, 12:51:39

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Ludwig

👻 GESCHICHTSPOLITIK
Sturm der Empörung


Deutsche Faschisten führen Bewohner aus dem brennenden Ghetto (Warschau, Mai 1943)

Die aktuelle Sonderausstellung des Jüdischen Museums »Polin« in Warschau ist dem Schicksal der Zivilisten während des Aufstands im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren gewidmet. Sie ist generell sehr karg gehalten, besteht im wesentlichen aus einigen düster gestalteten Räumen, die die Atmosphäre der Bunker beschwören, in denen die Ghettobewohner sich versteckten. Exponate gibt es kaum, nur ein paar Gebrauchsgegenstände, die beim Ausschachten der Baugrube für das Museum, das im Zentrum des damaligen Ghettogeländes steht, gefunden wurden: ein zerbrochener Kamm, ein verrostetes Rasiermesser, ein Brillengestell. Die Ausstellung richtet sich mehr an die Empfindung als an das Bewusstsein.

Nur der erste Raum ist in der Konvention einer historischen Ausstellung gehalten: mit Schrifttafeln und Fotos. Die Bilder zeigen immer wieder ein Karussell und eine Schiffsschaukel – Elemente eines Rummelplatzes, den die Besatzungsbehörden am Rande des Ghettos auf der »arischen Seite« eingerichtet hatten und auf den Czeslaw Milosz in seinem berühmten Gedicht »Campo dei Fiori« anspielt. Die Texte dieses ersten Raumes handeln von einer gigantischen Enttäuschung jüdischer Polen über die Gleichgültigkeit ihrer nichtjüdischen Landsleute. »Sie schauen auf uns wie auf einen exotischen Stamm irgendwo in Afrika«, lautet eine der Tagebuchnotizen eines Zeitzeugen, ein anderer verglich die kalten Blicke der nichtjüdischen Warschauer auf die Zwangsmärsche der Ghettobewohner in die Züge zum Vernichtungslager Treblinka mit denen der Zuschauer bei den römischen Gladiatorenspielen.

Das alles ist im Prinzip seit langem bekannt, auch wenn es lange nicht so eindringlich inszeniert worden ist. Aber als die am Institut für Holocaustforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften tätige Sozialwissenschaftlerin Barbara Engelking im April im Fernsehsender TVN24 die Botschaft der Ausstellung in dem Satz zusammenfasste, viele Polen hätten während des Krieges »die Chance gehabt, mit ihren jüdischen Mitbürgern solidarisch zu sein«, aber nur wenige hätten diese Chance genutzt, statt dessen viele die Möglichkeit, sich an der Not der Juden zu bereichern, brach auf seiten der Regierung ein Sturm der Empörung los. Engelking habe eine »antipolnische« Ausstellung konzipiert, und die polnische Nation, die Engelkings Institut finanziere, müsse sich nicht bieten lassen, für ihr Steuergeld öffentlich beschimpft zu werden. Erste Budgetkürzungen für Engelkings Institut folgten auf dem Fuße.

Die geschichtspolitische Auseinandersetzung in Polen ist im Kern moralisch. Es geht den einen um kritische Gewissensprüfung, den anderen um nationale Selbstzufriedenheit: den Anspruch der Regierenden, die polnische Nation als ein Kollektiv der »Gerechten unter den Völkern« dargestellt zu sehen. Im südpolnischen Dorf Markowa ist vor zwei Jahren eine Gedenkstätte für die Familie eines Bauern eröffnet worden, die 1944 von den Nazis ermordet wurde, weil sie Juden versteckt hatte. Was dort völlig ausgeblendet bleibt, ist die Frage, wer die Helfer denunziert hatte: nämlich ein in der Nachbarschaft wohnender polnischer Hilfspolizist. Das offizielle Polen verweist gern darauf, dass unter den in Yad Vashem geehrten »Gerechten« Polen die größte einzelne nationale Gruppe stellen. Das stimmt, aber der Judenmord fand im wesentlichen auch in Polen statt, und dort lebten vor dem Zweiten Weltkrieg die weltweit meisten Juden. Es handelt sich also um eine Art statistischen Basiseffekt. Setzt man die Zahl der Helfer für verfolgte Juden ins Verhältnis zur Größe der jüdischen Gemeinschaft in den einzelnen besetzten Ländern, stehen plötzlich nicht mehr die polnischen Helfer an der Spitze, sondern die niederländischen.

Quelle: junge Welt
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Ludwig "Wiggerl" Stillfried

"Ma muß de Leid an ihrn Einfluß glam lossn - Habtsache is, doß sie koan hom."


Liab Kini Ludwig II. – Freinde, do gh's zum


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