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Zu ehrlich gewesen | Ukrainischer Botschafter abberufen

Begonnen von Steven, 11. Juli 2022, 06:57:54

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Steven

Einigen wird Andrij Melnyk in Berlin fehlen: nämlich der Kriegshetzerfraktion der deutschen Politik- und Medienszene. An der Spitze vertreten durch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von Bündnis 90/Die Grünen, die dem scheidenden ukrainischen Botschafter nachrief, er habe sich »mit voller Kraft für sein Land eingesetzt« und sei »eine unüberhörbare und unermüdliche Stimme für eine freie Ukraine« gewesen. Die Äußerung, die ihn jetzt wohl das Amt gekostet hat – die Verherrlichung des Nationalistenführers und Nazikollaborateurs Stepan Bandera in einer der Talkshows, die ihn so gern einluden –, spielte Göring-Eckardt mit den Worten herunter, sie sei in dieser Frage »anderer Ansicht« als Melnyk. Als ginge es darum, ob man zum Beispiel gern Leberwurst isst. Das ist eine indirekte Legitimierung des ukrainischen Faschismus als »andere Meinung«, die man aber zweifellos haben dürfe. Von allen Tabubrüchen der Grünen ist diese Verharmlosung nur der letzte, der noch kaum jemandem aufgefallen zu sein scheint. Vielleicht, weil er kein Einzelfall ist: im Spiegel schrieb eine Franziska Davies, »die Deutschen« sollten in dieser Situation »den leidenden Ukrainern keine Ratschläge erteilen«. Ein Rest an historischem Respekt als unerbetener Ratschlag? An Leute, die man ansonsten noch braucht, obwohl oder vielmehr genau, weil sie halt so drauf sind?

Formal gesehen hatte Melnyk mit der Aussage sogar recht, Bandera habe keine Juden umgebracht. Das hat Adolf Hitler persönlich ja auch nicht getan. Aber ebensowenig wie diesen kann diese Tatsache Bandera und den ukrainischen Nationalismus von der politischen Verantwortung für die Untaten entlasten, zu denen seine Anhänger die deutsche Besatzungsherrschaft genutzt haben. Es stimmt, dass Bandera persönlich den Großteil der Kriegszeit in einer Prominentenbaracke in Sachsenhausen interniert war. Denn sein Streben, im Schatten des deutschen Vormarsches eine unabhängige Ukraine auszurufen, deckte sich nicht mit den Plänen der Nazis für das besetzte Osteuropa. Aber als die Westukraine bereits von der Roten Armee befreit worden war, erinnerten sie sich an ihn und besprachen mit ihm im Oktober 1944 im Reichssicherheitshauptamt die Option eines Krieges nach dem Krieg. Woran der BND in den 1950er Jahren gern anknüpfte, vermittelt durch den baltendeutschen Professor Gerhard Mende, der Bandera im »Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete« und danach in einer Dienststelle des Bundesinnenministeriums als eine Art Führungsoffizier betreut hatte.

Man muss es Melnyk lassen: Er hat seine Regierung würdig repräsentiert. So sind sie drauf in Kiew, trotz eines Präsidenten mit jüdischen Wurzeln. Und genau dies: Dass ein Verbleib Melnyks auf seinem Posten die Verfasstheit seines Landes auf die Dauer allzu kenntlich gemacht hätte, dürfte der Grund dafür sein, dass er jetzt abberufen wurde.

Quelle: junge Welt
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Steven Rohrmooser
      Redaktion


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