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Deutschlands Fachkräfte hauen ab

Begonnen von Steven, 12. August 2022, 08:40:21

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Steven

Knapp ein Viertel jeder Generation sucht inzwischen das Weite. Und: Es sind vor allem die Jungen, Ehrgeizigen und gut Ausgebildeten.



Wenn die Freiheit für dich / so viel mehr ist, als ich / dann geh' doch!» Okay, sagen Jahr für Jahr für Jahr mehr als hunderttausend Deutsche, die meist viel zu jung sind, um die 1978er Schmachtschnulze von Howard Carpendale noch zu kennen, und gehen. Ein stiller Exodus, über den man nicht viel redet, weil er sich hinter etlichen Statistiken verbirgt, mit denen trefflich politisch Schindluder getrieben wird.

Und das geht so: Eine Million Deutsche verliessen 2020 das Land, 1,3 Millionen kamen nach Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt ein Migrationssaldo von plus 329 163 Menschen. Alles prima. Deutschland wächst und wird bunter, jubeln die Grünen. Doch die Realität hinter den Zahlen sieht ganz anders aus und ist eher zum Heulen, denn die Zu- und Wegzüge werden stumpf nach Ein- und Austrag im Melderegister gezählt. Deshalb sind unter den Auswanderern viele Ausländer, die eigentlich Heimkehrer in ihre Herkunftsländer sind oder Weiterzieher. Und auch unter den Einwanderern sind etliche Deutsche, die aus dem Ausland (z. B. nach Studium oder Job) zurückkehren. Über die eigentliche Dimension der Wanderbewegung sagt all das wenig aus.

«Das ist erst der Anfang»

Sieht man genauer hin, dann hat die deutsche Heimatflucht mit den skurrilen Episoden-Blüten etwa in der TV-Serie «Goodbye Deutschland!» nur sehr wenig zu tun. Deutschland laufen vor allem die Eliten weg. Es sind die Jungen (Durchschnittsalter 32 Jahre), Ehrgeizigen und gut Ausgebildeten, die dem Land den Rücken kehren. 165 000 waren es 2021, in diesem Jahr rechnet man mit etwa 180 000 «Republikflüchtlingen». Macht man sich klar, dass knapp 800 000 Kinder pro Jahr in Deutschland geboren werden, so stellt man fest, dass knapp ein Viertel jeder Generation inzwischen das Weite sucht.

Inzwischen werden nicht nur 70 000 Ingenieure gesucht, sondern auch Zehntausende Kraftfahrer und Pfleger.

Der Migrationsforscher Klaus Bade beobachtet eine zunehmende Proteststimmung in der Mittelschicht, sagte er dem Magazin Cicero. «Der radikale Schritt des Auswanderns wird auch wegen unseres Steuersystems und der Bevormundungsbürokratie erstmals zu einer ernsthaften Alternative.» Bade hält die jetzigen Zahlen erst für den Anfang einer sich steigernden Massenflucht.

Das Prognos-Institut hat 1400 dauerhaft im Ausland lebende Deutsche nach den Ursachen befragt und fand heraus, dass 68 Prozent der Befragten einen besseren Job und mehr Geld erwarten und häufig auch finden. Für 38 Prozent war die hohe Steuer- und Abgabenlast ein Grund dafür, in Deutschland die Zelte abzubrechen, 31 Prozent störten sich an der Bürokratie. Oder um es anders auszudrücken: Deutschland verliert mehr und mehr die Abstimmung mit den Füssen. Und das vor allem bei Hochqualifizierten, denn über zwei Drittel der Auswanderer sind Fach- und Führungskräfte.

Wer sich mit Auswanderern unterhält, bekommt deutsche Auswüchse als eine Art Schenkelklopfer im Dutzend erzählt: Vom abgesetzten Arbeitszimmer im Eigenheim, dessen Beton- und Baukosten steuerlich als Betriebsvermögen gerechnet werden. Freiberufler bekommen automatisch Post von der Gebühreneinzugszentrale der öffentlichen Sender, weil ihr Auto als «Betriebsstätte» gilt und für das Autoradio eine zweite Zwangsgebühr fällig wird. Dienstwagennutzer müssen neben TÜV und zweimal jährlicher Führerscheinkontrolle auch noch eine Arbeitsschutzbegehung mit ihrem Auto durchführen lassen, bei der man den Hinweis bekommt, beim Zuschlagen der Türen die Finger rauszunehmen . . . Zwangsmitgliedschaften in Berufsverbänden, Leitz-Ordner-dicke Auflagen für Teeküchen und Mitarbeitertoiletten und Dokumentationspflichten bis zum Nervenkollaps – wer in Deutschland etwas anpacken will, nimmt besonders häufig Reissaus.

Schweiz, Australien, USA

Lieblingsziele für Deutschland-Flüchter sind seit Jahren die Schweiz, Belgien (was an den EU-Beamten und ihren günstigen Steuertarifen liegt), Australien, Neuseeland und die USA. Diese Auszehrung der deutschen Gesellschaft an Köpfen und tatkräftigen Gliedern wird aber noch verstärkt durch den Umstand, dass die Zuwanderung nach Deutschland gerade nicht die vielfach beschworene Facharbeiterlücke schliesst. Inzwischen werden zwischen Flensburg und Garmisch nicht nur 70 000 Ingenieure gesucht, sondern auch mehrere Zehntausend Kraftfahrer und Pfleger, und auch dem Handwerk gehen die Lehrlinge aus.

Trotz des erwähnten positiven Migrationssaldos wächst die Fachkräftelücke beständig weiter. Der Grund: Es ist vor allem die Schutz- und Asylmigration, die deutschlandwärts zieht. Knapp eine Million Ausländer sind derzeit arbeitslos. Beträgt die allgemeine Arbeitslosenquote derzeit 5,2 Prozent, so liegt sie unter Ausländern bei 12,6 Prozent. Tendenz steigend. Die rituellen Rufe von FDP, Grünen und Wirtschaftsverbänden nach jährlich mindestens 500 000 Zuwanderern nach Deutschland bleibt so lange unsinnig, wie man nicht bereit ist, klar zu unterscheiden, welche Zuwanderer man haben will. Und noch wichtiger: welche nicht!

Vielleicht schafft sich Deutschland derzeit noch nicht ab, wie Thilo Sarrazin vor einigen Jahren schrieb. Aber es arbeitet tapfer daran.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Steven Rohrmooser
      Redaktion


~ Geh, moch kan Schmäh! ~


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